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Mars-Chroniken - Schwarze Dünen auf dem Roten Planeten

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Perspektivische Ansicht des Kraters Rabe

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Auf diesen Bildern ist der Krater Rabe auf dem Mars zu sehen. Sie stammen von der vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) entwickelten und betriebenen, hochauflösenden Stereokamera HRSC auf der ESA-Raumsonde Mars Express. Der etwa 100 Kilometer große Krater Rabe liegt im südlichen Hochland des Mars. In seiner Mitte befindet sich ein riesiges Feld schwarzer Dünen, die bis zu 200 Meter hoch sind.
Diese feinsandigen, dunklen Dünen bestehen aus alter vulkanischer Asche, die an den Hängen der Vertiefungen im Kraterboden auch als dunkle, "anstehende" Schicht zu erkennen ist. Die Sande rieseln aus dieser Schicht heraus und werden vom Wind fortgetragen und an anderer Stelle zu solch imposanten Dünenfeldern aufgetürmt. Die Dünen werden aufgrund ihrer Zusammensetzung aus vulkanischen Mineralen auch "basaltische Dünen" genannt und kommen auf dem Mars besonders häufig vor. Sie existieren nur dort, wo Vulkanismus in einem trockenen Klima stattfindet. Auf der Erde findet man solche Dünen nur sehr selten, beispielsweise auf Hawaii, in Neuseeland oder auf Island.
Die Spuren des Windes im Krater Rabe
Die verschiedenen Muster der Dünen weisen auf unterschiedliche Windrichtungen hin, die hier vorherrschen. Wissenschaftler lesen die dünenbildende Windrichtung an der Ausrichtung des Dünenkamms und an der windzugewandten (Luv-)Seite der Düne ab. Rechts im Bild 1 sieht man beispielsweise, dass sich die Dünen über den Abhang in die Vertiefung hinunter bewegen. Man nennt solche Dünen daher auch "fallende Dünen". Andernorts im Dünenfeld bewegen sie sich in völlig unterschiedliche Richtungen.
Die dunklen Dünen auf dem Mars sind erst in jüngerer geologischer Vergangenheit entstanden, vor weniger als 100 Millionen Jahren, nachdem vermutlich kein Wasser mehr auf der Oberfläche vorhanden war. Das ist daran abzulesen, dass es zu keiner chemischen Verwitterung, also der Oxidation von eisenreicher Asche, gekommen ist und sie deshalb auch nicht die typische rötliche Färbung haben, die der überwiegende Teil der Marsoberfläche besitzt.
Ungewöhnlich ist beim Krater Rabe, dass ein großer Bereich seines Kraterbodens abgesackt ist. Von der ursprünglichen, von geschichteten Sedimenten gebildeten Verfüllung des Kraters ist nur noch eine Art Tafelberg übrig geblieben, der aus dieser Vertiefung herausragt. Der Prozess, der den Kraterboden stellenweise absacken ließ, ist noch nicht bekannt - möglicherweise wurde er durch Eis ausgelöst, das früher in Hohlräumen unter dem Krater vorhanden war, später taute und das Wasser abfloss. Auf diesem Plateau hat sich später das große, dunkle Dünenfeld gebildet.
Glatte Umgebung durch "Terrain Softening"
Rabe ist ein Einschlagskrater mit einem Durchmesser von 108 Kilometern. Wie die meisten Krater in dieser alten Hochlandregion hat auch dieser Krater ein sehr verwittertes Erscheinungsbild. Merkmale, die junge Einschlagskrater charakterisieren, wie hohe Kraterwände, Terrassen oder Zentralberge in ihrem Inneren, sind bei diesen Einschlagskratern nicht mehr so stark ausgeprägt oder verschwunden.
Einige Krater in der Umgebung, vor allem nördlich von Rabe, sind sogar nur noch vage in ihren Umrissen erkennbar: Durch das "Kriechen" (engl.: creep) von Material entlang eines Gefälles kommt es nach und nach zu einer Einebnung des Geländes. Der geologische Prozess, der die Oberfläche in solcher Weise gestaltet, wird in der Fachsprache als "Terrain Softening" (Oberflächenglättung) bezeichnet. Vermutlich wird er durch hohe Konzentrationen von Eis im Untergrund unterstützt, so dass Oberflächenmaterial auf den eisigen unterirdischen Schmierschichten schon bei geringen Hangneigungen "kriechen" kann. Außerdem haben die meisten Krater in dieser Gegend einen ebenen Boden, der mit Sedimenten angefüllt wurde. Lediglich ein kleinerer, deutlich jüngerer Einschlagskrater links unten in Bild 3 (Draufsicht) bildet da eine Ausnahme.
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Der Krater Rabe in 3D
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Schwarzes Dünenfeld im Krater Rabe
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Topographische Bildkarte des Kraters Rabe auf dem Mars
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Die Lage des Kraters Rabe
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Die Lage des Rabe-Kraters auf dem Mars
Der Krater Rabe (benannt nach dem Astronomen Wilhelm Rabe, 1893-1958, ehemaliger Leiter der Münchner Universitätssternwarte in Bogenhausen) befindet sich etwa 320 Kilometer westlich des gigantischen Einschlagskraters Hellas Planitia. Das über sieben Kilometer tiefe "Hellas-Becken" zählt mit seinen 2.300 Kilometern Durchmesser zu den größten Einschlagskratern in unserem Sonnensystem. Beide, der Krater Rabe und Hellas Planitia, befinden sich im südlichen Marshochland. Dieses ist sehr viel älter als die nördlichen Tiefebenen und weist deshalb auch zahlreiche Einschlagskrater auf. Diese topographische Zweiteilung (sog. Dichotomie) ist eines der auffälligsten Merkmale unseres Nachbarplaneten.
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Quelle: DLR
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