UFO-Forschung - Aus dem CENAP-Archiv: UFO-History Teil-479

16.10.2025

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3.05.2010

 

Die USAF und ihre spezielle UFO-Affäre - Einsichten ins Geschehen, Hintergrundgeschichten...

 

Am 14.Juli 1952, um 20:12 h EST, beobachteten zwei Pan American-Piloten nahe Norfolk, Virginia, acht Objekte über der Chesapeake Bay nahe Old Point Comfort, Virginia. Ihre DC-4 befand sich in knapp 3.000 m Höhe. Als die Maschine sich 20 bis 25 Meilen NO vom Norfolk-Beam befand, sahen die Flieger sechs Objekte hintereinander unterhalb auf die DC-4 zukommen. Als diese Objekte dann recht nahe und leicht versetzt neben der Maschine auftauchten, schienen sie in Richtung 270° "davonzurollen", woraufhin sie bald von zwei anderen Objekten besucht und begleitet wurden. Als man die Objekte zunächst in der Ferne sah, schienen sie obenauf zu glühen, dies in einem intensiven bernstein-rötlichen Licht, weitaus brillianter als die Lichter der Stadt unten am Boden. Das Licht der Objekte erinnerte an glühende, heißrote Kohle. Sie waren eindeutig rund. Als sie die DC-4 erreichten, schienen sie zu beschleunigen und dann die Richtung zu wechseln. Während ihrer Annäherung hielten sie ihre Formation bei, aber plötzlich schien es so, als wollten sie ihre Führungsmaschine überholen. Während dieser Beschleunigungsphase schwächte sich ihr Licht ab. Kurz darauf waren sie alle vergangen. Doch sie erschienen noch einmal brilliant aufleuchtend und stiegen auf, dann ging Licht für Licht aus und alles war vorbei. Sie waren lange genug in Sicht, sodaß der Pilot seinen Sitz nach der ersten Wahrnehmung verlassen, das Cockpit durchschreiten und sie von einem anderen Fenster aus weiterbeobachten konnte, insgesamt wohl um die 10 bis 20 Sekunden. Der einzige Hinweis auf eine mögliche Identifikation der Objekte ergab sich aus einem Bericht der Langley AFB, Va., wonach zu dieser Zeit fünf Jetflugzeuge in dem Gebiet unterwegs waren. (Anmerkung: Der Vorfall passierte 10 Meilen NO der Langley AFB.) Bemühungen mehr Daten über das Manöver der Jets zu erlangen, erwiesen sich als unfruchtbar. Da Flugzeuge in dem Gebiet unterwegs waren, ist es möglich, daß diese fehlgedeutet wurden. Die UFO-Formation erinnert an die Formation "Rattenrennen", aber es ist zweifelhaft, daß ein solches Manöver unterhalb von 3.000 m in der Nacht durchgeführt wird, andererseits muß es auch einen Grund haben, warum keine zusätzlichen Daten über die Jets uns ihre Manöver gab. Aus diesem Grunde wurde die Sichtung der zwei Pan American-Piloten als "möglicherweise Flugzeuge" klassifiziert.

 

So erklärt das ATIC: "Wir geben zu, nicht jeden Bericht erklären zu können, aber wir gehen davon aus, genug über die Unbekannten zu wissen, um sagen zu können, daß es ihnen nicht obliegt, ungewöhnliche Spekulationen freizusetzen." Dennoch wird das Projekt fortgesetzt, "da man niemals wissen kann, was in der Zukunft alles noch passieren wird". Es gilt jedoch alles zu unternehmen, "unsere Kommunikations-Kanäle nicht mit wertlosen Berichten zu verstopfen". Hier schließt sich wieder die Kette um den Hals des CIA für sein UFO-Interesse, was sich im Robertson-Panel zeigte!

 

Captain Edward J.Ruppelt vom Project Blue Book schrieb für die August 1952-Ausgabe des "Air Intelligence Digest" einen UFO-spezifischen Artikel, welchen Brad Steiger in seinem wertvollen Buch ab S.407 einbringt. Zunächst erklärte Ruppelt, daß der USAF-Geheimdienst keinerlei Hinweis darauf gefunden hatte, daß irgendeine ausländische Nation mit einer Geheimwaffe hinter den ´Fliegenden Untertassen´ stände, aber auch keine Raumschiffe ferner Planeten! Aber er gestand auch zu, daß dies vielleicht in Zukunft der Fall sein könnte. Beim ATIC habe man in Erwägung gezogen, daß die UFOs eine sowjetische Propaganda-Waffe sein könnten - und zwar in dieser Form: zum einen gefälschte Meldungen und zum anderen geschickt ausgenutzte Naturphänomene, um eine Massenhysterie zu erzeugen. Nach den 1946er Ereignissen über Skandinavien ("Geister-Raketen") wären die aktuellen US-Observationen die logische Fortentwicklung hierzu. Aber da man niemals einen konkreten Hinweis oder Beweis nachweisen konnte, verwarf man dies bereits recht bald. Die USAF untersuche derzeit die UFO-Berichte nurmehr deswegen, um genug Informationen zu erhalten, damit man auch jene Fälle noch aufklären könne, die derzeiten als Unerklärt abgelegt seien.

Ruppelt ging auf das Drama im Themenbereich der UFOs ein. Seit Jahren fesselten sie Amerika im Atomzeitalter, wo es eine Faszination am Gespenstischen und Unbekannten gäbe, da die Erfindungen des Menschen derzeit selbst ans Unglaubliche grenzten. Die öffentliche Presse vitalisierte und förderte das UFO-Interesse alleine schon dadurch, daß selbst der winzigste Aspekt aufgeblasen wurde, um die Story am Leben zu erhalten. Der ATIC weigerte sich jedoch nicht, sich auch der Raumschiffs-Frage zuzuwenden, dies sei aucxh nicht seine Aufgabe und Job. Dies ist auch natürlich, da die Idee des Raumflugs in diesen Zeiten schon noch jenseits der phantastischen Themen gehörte und Kosmologie nicht die Aufgabe der USAF. In den Studien der USAF zum UFO-Thema gehörten Raumschiffe von fernen Planeten zu einer ernsthaften Betrachtung des Gegenstandes an sich. Das Raumschiffe entweder vom Mars oder der Venus kommen könnten wurde zunächst hypothetisch kaum in Frage gestellt, wenn auch die anderen Planeten unseres Sonnensystems als Lebensträger ausgeschloßen wurden. J.E.Lipp von der Rand Corporation hatte sich mit dieser Frage ausführlich auseinandergesetzt, wie wir inzwischen wissen. Lipp ging sogar davon aus, das irgendwo im Kosmos hochentwickelte Wesen Methoden des Raumflugs entwickelten, die wir heute nur als phantastisch betrachten würden. Aufgrund der gewaltigen Entfernungen im All und der abseits gelegenen Position unseres Solarsystems hätten diese Fremden uns bisher noch nicht erreicht und die Chancen ständen hierfür auch schlecht. Auch wenn es UFO-Berichte bis zurück zu Zeiten des Alten Testaments gäbe, kämen diese für die ETH-Lösung kaum in Frage. Wie auch immer, hinsichtlich UFOs wisse man inzwischen, daß die Zeugen zutiefst bewegt und erschrocken sind über das was sie sahen {weil sie kulturspezifische Interpretationen vornahmen, um so für sich eine Deutung zu erhalten} - "oder denken gesehen zu haben". Erinnern wir uns, dies war der Stand von 1952...

 

In der breiten Öffentlichkeit wandten sich derweilen viele Magzine und Illustrierte gleichsam den ´Flying Saucers´ zu, in einer "populärwissenschaft" Art und Weise sowie mit diesem Charakter. In der Qualität erreichten diese Artikel das bunte Niveau zwischen armselige Reportagen über unverhohlenem Skeptiszismus bis zur Satire, schier alle von gutem Namen waren dabei: Newsweek, Time, Life, Science Illustrated und Science Digest. Das Thema war auf dem Tisch, quasi als ein ´Volksthema´. Die Gerüchte gingen um und es gab das Geschwätz und den Klatsch auf der Strasse, um nicht mehr von Boulevard rauszukommen, dazu war das Thema viel zu krass und schillernd - glänzend wie etliche ´echte Fliegende Untertassen´-Bilder, die plötzlich nach dem Kinoblockuster "Der Tag, an dem die Erde stillstand" und der Schwemme der ´Fliegenden Untertassen`-Hollywoodstreifen überall aufkamen. Der Nerv der Zeit war getroffen und wie die Untertassen waren zum modischen Trend-Thema geworden, über die man überall in der Öffentlichkeit sprach. Und dann kam noch Donald Keyhoe als DER UFO-Opportunist seiner Zeit - und der nicht den Gesetzen des Trägheit unterworfen war. Er wurde zum amerikanischen Medien-Ober-UFOloge und ging gegen die USAF als alter Marine-Mann in den ´Fliegenden Untertassen´-Krieg, was bekanntlich eine ganze Menge Wirbel verursachte. Rätsel-Flugobjekte wurden zudem immer gesichtet, die Zeitungen und das damals wichtige Radio waren von Meldungen dazu erfüllt. Und als dann die Kontaktler auftraten, war alles ein wildes ´Wespennest´ geworden und das Durcheinander groß. Niemand konnte mehr dem Thema ´Flying Saucers´ aus dem Weg gehen, wenn er im Herzen Amerikas und draussen im Hinterland lebte. Der Geist war aus der Flasche, die auf einem Faß ohne Boden stand - in einer elektrisierenden Atmosphäre auch voller Konfusion.

 

In Amerika konnte man den ´Flying Saucers´ nicht im großen Bogen aus dem Weg gehen, die `Story was in focus´:

 

Eine Ahnung wie das damals war und wie die Gesellschaft mit ihrer populären Kultur darauf reagierte bekommt man ab, wenn man sich die Mühe macht, einmal das ´Merchandising´ von damals als Zeitgeist-Erfahrung aufzuschnappen - siehe dazu: http://www.ufopop.org/ufopop_merch.... .

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Auch das Thema ´Spielsachen´ ist dabei von weiterem Interesse, um zu erfassen, wie die Fantasien damals angeheizt wurden siehe: http://www.ufopop.org/ufopop_toys.php . Am Kiosk an der Ecke wurden die Blick der Amerikaner geradezu auf die ´Flying Saucers´ gelenkt, ob sie wollten oder nicht: http://www.ufopop.org/ufopop_mags.php ;

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sie konnten auch der Bilderheft-Kultur nicht entgehen: http://www.ufopop.org/ufopop_comics... .

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Und wer im Buchladen war, sah dort dies: http://www.ufopop.org/ufopop_books.... .

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Die ´Fliegenden Untertassen´ waren in einer Bildgewaltigkeit da! Man sah sie überall, man hörte von ihnen, man las von ihnen, man sprach von ihnen! Die ´Fliegenden Untertassen´ waren populär, sozusagen ein ´Strassenfeger´-Thema um die Dimension zu erfassen wenn es um das Wort vom ´ufologischen Mutterland USA´ und der ´amerikanischen UFO-Kultur´ geht. Einfach unvergleichbar mit dem was hierzulande beim ´Schwarzwaldmädel´ abging. Die USA waren einfach für die ´Flying Saucers´ konditioniert - und was ist schlecht daran, Bucks zu machen? Seit Anfang an war das UFO-Thema in der Wertschätzung zwischen Hollywood und Las Vegas angesehen, die auch den amerikanischen Traum symbolisieren. In dieser Kultur erwachten die ´Fliegenden Untertassen´ bis hin zum Kontaktker-Kult nicht nur ´ausgerechnet´ in Amerika, sondern unter der Frage ´Wo sonst?"! Stichworte: Massenkultur, Soziologie und Psychologie. Das Thema mit den drei Buchstaben passte in die US-Misch-Gesellschaft wie die Jahrmarkts-Freakshows* mit ihren speziellen ´Kunststücken´, den ´überirdischen Sensationen´ als sozusagen ´anomalistischer/grenzwissenschaftlicher Hokuspokus´ mit Monstern und Ungeheuern in ihrer Bildhaftigkeit. Schon hier war man der schönen grünen Scheine wegen wie bei einer ´rituellen Handlung´ geübt, aus einer Mücke einen Elefanten zu machen und dazu die richtige Verkaufs-Rheotik anzuwenden. Slogan über den erwünschten Rand der Wissenschaft hinaus: Monster, Mythen, Abenteuer! Aus dieser Zeit bekam die Kryptozoologie einiges an Abenteuer geliefert, was sich als Hoax ergab und sich in der Legende vom Bigfoot weiterentwickelte. so sind die Verbindungen und so dreht sich vieles im Kreis was uns zu einem ´Lexikon des Übersinnlichen´ führt.

 

* = Die wieder bezogen ihre erfolgreiche Popularität, weil es einen blinden Glauben an alle Arten von unbewiesenen magischen, okkulten und mystischen Vorstellungen bei unser Spezies gibt. Dies sorgt für Entertainment schon immer, nur auf die jeweilige Verpackung kommt es an, um reizvoll zu sein. Diese PR-Nummer übernehmen die jeweiligen ´Zauberer´ aka Illusionisten als ´Mystifier´ (früher nannte man sie einfach Mystiker) -- Sie kennen dies ja von Uri ´UFO-Flopper und -Loser´ Geller. Es gibt genug Leute die bereit sind, Scharlatane zuzuhören und ihnen zu glauben. Was glauben Sie, warum einst Séancen mit Medien, Geistern und ´Materialisationen´ (Stichwort: Ektoplasma) so erfolgreich waren, um daraus schlußendlich die PSI-Forschung als Folge des Okkultismus/Spiritismus in seinen diversen Ausprägungen (Stichworte: Helena Petrovna Blavatsky, Theosophie als Weltanschauung) entstehen zu lassen? Dies hat alles seine Magie und Verzauberung auf ein Publikum, welches auf der Suche nach "magischem Wissen" ist, um vielleicht als Folge das esoterisches Bewusstein zu erlangen und die "andere Realität" zu erfahren. Gell, welche Aspekte sich da auftun... - und dies geht noch gleich weiter in unserer ´Extrem-Exkursion´ ins pure UFOlogie-Dreamland.

 

Fast ein Jahrzehnt später..."Washington Viewpoint", 20.12.1960: Col.Tacker

Lieutenant Colonel Lawrence J.Tacker, Kriegs-Veteran und Meister-Navigator der USAF, wurde durch sein Buch "Flying Saucers and the US Air Force" bekannt. 1960 war er Chef der ´Magazine and Book Branch´ beim USAF-Informationsbüro und diente gelegentlich als Pentagon-Sprecher für die UFO-Affäre da er selbst ein langjähriges und auch privat-begründetes Interesse an diesem Themenkreis hatte was unter USAF-Leuten schon eine Ausnahme war. In der Radiotalkshow "Washington Viewpoint" vom Dienstagabend des 20.Dezember 1960 wurde er von Ann Corrick und Sid Davis über die Kontroverse rund um die ´Fliegenden Untertassen live aus dem Pentagon´ interviewt. Die uns interessierenden Passagen seien nachfolgend vorgestellt:

 

COLONEL TACKER: "Die offizielle Luftwaffen-Position über Fliegende Untertassen oder Raumschiffe von anderen Planeten ist, daß wir nicht die Möglichkeit leugnen, daß es da draußen irgendwo Leben geben könnte und wir einmal Besuch aus dem Kosmos erhalten könnten. Was wir sagen ist, daß dies bisher jedoch noch nicht geschah. Wir haben keinen Beweis zur Hand, der uns die Existenz von Raumschiffen belegt oder das Raumflug in dieser Form Verwirklichung fand."

 

CORRICK: "Und dennoch haben eine Reihe von intelligenten und wachen Leuten behauptet, daß sie aktuell etwas gesehen haben, was ein Raumschiff von irgendeinem anderen Planeten sein muß."

 

COLONEL TACKER: "Gut, wenn sie dies glauben, dann ist dies ein purer Akt der Wunschvorstellung. Tatsächlich, die USAF leugnet nicht das Faktum, wonach viele solide Bürger Objekte oder Phänomene am Himmel gesehen haben, die sie für einige Zeit verwirrten."

 

DAVIS: "Sie haben doch eine Reihe von Berichten, die unerklärt blieben und die sie auch in ihrem Buch erwähnen. Was ist nun an diesen Unerklärten dran?"

 

COLONEL TACKER: "Gut, die Rate der unerklärten Fälle fiel in den letzten paar Jahren auf zwei Prozent im Gesamtanteil der Sichtungnen zurück und wir denken, daß wenn noch mehr Informationen dazu vorliegen würden, wir auch diese Fälle erklären könnten... Vergessen Sie nie, daß das UFO-Programm nur ein kleiner, integraler Teil der Luftverteidigungs-Aufgabe sein kann..."

 

DAVIS: "Colonel, was hat es mit den herausfordernden Spekulationen auf sich, wonach die Air Force geheime Dokumente im Schrank hat in denen Feststellungen zur UFO-Situation getroffen werden und daß man diese nicht freigeben will?"

 

COLONEL TACKER: "Das ist barer Unfug, Sid. Es gibt keine solchen Dokumente. Ich selbst habe mir alle Unterlagen angeschaut, habe mich durch die Aktenberge gekämpft und die einzelnen Luftwaffen-Folgerungen durchgearbeitet. Ich habe keinen Hinweis auf solche Geheimakten gefunden, dabei ist doch deswegen alles deutlich in der Order 200-2, § 18 geklärt: Speziell wegen UFO-Sichtungen ist nichts mehr klassifiziert."

 

CORRICK: "Sie erwähnten, daß es nurmehr 2 % Unerklärte gäbe!"

 

COLONEL TACKER: "Es sind etwa zwei Prozent, die in den letzten vier oder fünf Jahren zurückblieben. Als wir begannen war die Klasse der Unerklärten bei über 20 % gelegen, aber dies erklärt sich dadurch, daß wir es damals mit einem völlig neuen Gebiet zu tun hatten, welches wir erst erkunden, erforschen und kennenlernen mußten. Unsere Untersuchungsmethoden und -Möglichkeiten waren nicht die von heute gewesen - heute schalten wir z.B. das National Space Surveillance Center in Bedford, Massachusetts, mit ein."

 

CORRICK: "Wie Sie wissen, Colonel, haben sich viele Klubs und Organisationen gebildet, deren Mitglieder wirklich und ehrlich daran glauben, daß da Raumschiffe uns besuchen. Ich bin sicher, Sie kennen diese Leute gut. Was sind dies für Menschen, wer sind die Gläubigen?"

 

COLONEL TACKER: "Dr.Allen Hynek, unser ziviler Berater, nennt sie ´kosmische Romantiker´ und ich denke, daß dies für sie ein guter Name ist. Ich gebe zu, daß das Thema mich ebenso fasziniert und ich wünsche mir selbst, genausowie wie Dr.Hynek, einmal ein solches Raumschiff in Aktion zu sehen und danach dies verkünden zu können. Würde dies geschehen, so denke ich, wäre es sicherlich auch ein Wunsch der Regierung dieses Ereignis bekanntgeben zu können. Tatsächlich, ein Ereignis von dieser Bedeutung könnte nicht unterdrückt oder zurückgehalten werden, weder durch einen Geheimdienst der Regierung noch durch die USAF. Ein solches Geschehen gehört der Öffentlichkeit bekanntgemacht und ist ihre Sache, vor der Presse könnte man soetwas auch nie geheimhalten. Da ein solches Ereignis aber trotz aller Berichte nicht eintrat, gehe ich davon aus, daß die Ära der Fliegenden Untertassen bald zu Ende gehen wird. Stattdessen werden wir selbst bald in den Raum vorstoßen und uns dort umschauen und wenn dann nichts weiter geschieht, wird dies schon bald darauf das Ende der sogenannten Untertassen sein."

 

DAVIS: "Können wir zu den Fliegenden Untertassen-Klubs etc zurückommen? Was sind dies für Leute, die da UFO-Fans wurden? Was sind dies für Typen, die Berichte promoten, die Menschen konstant mit Magazinen bedienen?"

 

COLONEL TACKER: "Gut, Sid, ich glaube, daß da ein großes Dollar-Zeichen in dem Thema hängt. Auch wenn viele dieser Klubs angeblich nicht-profit-orientiert sind und sie nur Informationen für die Öffentlichkeit anbieten, kann ich dies nicht immer glauben... Dort gibt es so manchen Irren, der Tonbandaufnahmen mit Menschen von Venus oder Mars vorstellt. Komische Kautze fühlen sich von solchen Gruppen magisch angezogen, besonders wenn es um ´Kontaktler´ geht..."

 

Damit schließen wir vorerst die Informationsausbeute aus dem Brad Steiger-Werk "Project Blue Book" ab, erwähnt sei noch, daß das TB eine aktuelle Auflistung aller unidentifiziert gebliebenen Fälle chronologisch enthält, einige Fotos schlecht-reproduziert nachweist und verschiedene nichtssagende Karten etc beinhaltet. Dennoch gehen wir davon aus, daß die hier eingebrachten Fakten, Aussagen und Informationen Ihnen neue Einblicke zum Verständnis der Pentagon-Verbindung mit dem UFO-Phänomen vermittelten und so manche sensationelle Behauptung dazu relativierte und auf ihre Basis zurückführte.

 

Nachfolgend eine Liste der einzelnen Chefs des USAF-UFO-Projektes:

 

März 1952 - Februar 1953: Captain E.J.Ruppelt

Februar 1953 - Juli 1953: Oberleutnant Bob Olsson

Juli 1953 - Mai 1954: Captain E.J.Ruppelt

Mai 1954 - April 1954: Captain Charles Hardin

April 1956 - Oktober 1958: Captain George T.Gregory

Oktober 1958 - Januar 1963: Major Robert Friend

Januar 1963 - Dezember 1969: Major Hector Qunitanilla

 

Und nun eine Extrem-Exkursion durch das exologische/ufologische Dreamland einer gewaltigen Verlegenheitslösung, um von der eigentlichen ufologischen Alien-Beweis-Bringschuld und dieser enormen Glaubwürdigkeitskrise abzulenken!

 

´Fliegende Untertassen´/UFOlogie und Kontaktler - intim: Wenn UFOs einem nicht mehr loslassen, Teil 1

 

Wie das öffentliche Interesse an unidentifizierten Flugobjekten (oder eher noch den bildhaften "flying saucers") wuchs wurde das Thema auch immer mehr Teil einer populären Bewegung, Aufgrund seiner Natur hing dem Phänomen schnell der Ruch der Science Fiction, Fantasie, Sensation und des Schwindels an. Als würde es so noch jemand überraschen, trat Anfang der 1950er bereits die Filmindustrie Hollywoods an die Untertassen heran und kapitalisierte ihren Teil am wachsenden öffentlichen Interesse nach Geschichten im Zusammenhang mit Flying Saucers. Die ersten klassischen ´Fliegende Untertassen´-Filme kamen zwei Jahre vor den ersten Kontaktler-Büchern, da sie rascher auf die Zeichen des Marktes reagierte. Mittels damals spektakulären Spezialeffekten hatte die Industrie auf sensationelle und atemberaubende Weise die Alien-Hypothese betreffs den Untertassen verbreitet. Das Fliegende Untertassen-Konzept war geradezu ideal für die Filmmogule und Studios. Für sie war damit ein neues Genre aufgekommen, ein vom Publikum bejubeltes Geschenk des Himmels.

 

Der cinematologische Archetypus stellte Robert Wise´s Blockbuster "The Day The Earth Stood Still" (Der Tag, an dem die Erde stillstand) da. Im Jahr 1951 ins Kino gekommen, beinhaltete dieser Film schon alle Elemente der späteren Kontaktler-Literatur! Der Film steht in Verdacht, die Quelle der Kontaktler-Ideen darzustellen. Hollywood sowie die Kontaktler produzierten eine falsche Vorstellung vom UFO-Phänomen, die Medien und erst recht Untertassenologen stiegen gerne darauf ein und mehrten diese himmlische Verwirrung. Aber eine Gruppe der Gesellschaft erregte ganz besondere Aufmerksamkeit betreffs diesen himmlischen Dingen: Die Kontaktler, also Leute die behaupteten sie hätten persönliche und direkte Kontakte mit Wesen von anderen Planeten, die in den Fliegenden Scheiben zur Erde kommen. Gerade zu jener Zeit (1952/1953) als die AF versuchte das öffentliche Interesse an den Untertassen zu minimalisieren, um eine Hysterie wie im Sommer 1952 nicht nochmals aufkommen zu lassen, traten die Kontaktler auf die Schaubühne und ins Rampenlicht der Öffentlichkeit. Sie gaben der Sache öffentlich einen neuen und zusätzlichen Schub, vielleicht sorgten sie sogar dafür, dass die mediale Beachtung des Themas sogar noch stärker als zuvor war. Die US-Luftwaffe war in diesem Fall also gegen Windmühlenflügel angetreten. Klar ist auf jeden Fall, dass die Kontaktler allen Air Force-Bemühungen zuwiderliefen das öffentliche Interesse zu reduzieren. Tatsächlich, die Empfehlungen des Robertson-Panel nach einem "Aufklärungsprogramm" waren mit der Hype um die Kontaktler nur noch Makulatur und dieses "Aufklärungsprogramm" wurde nie umgesetzt.

 

Es war ein schönes UFO-Märchen

 

Die Kontaktler waren ein ganz besonderer, neuer Typ von UFO-Berichterstatter. Oftmals förderte ihr zur Show vorgestelltes Verhalten gleich den Verdacht, dass sie Schwindler sind, aber ihre Geschichten waren für die Schlagzeilen zu gut... Sie berichteten ihre "Erfahrungen" ganz breit, wenn auch nicht den seriösen Forschungs- und Untersuchungs-Behörden der Regierung, sondern sie machten ihre Storys gleich in Büchern, Zeitschriften und Zeitungen bekannt, gingen ins Radio und Fernsehen und suchten auf öffentlichen Veranstaltungen massiv das Publikum und die Öffentlichtkeit. Genauso wie es der amerikanische Weg zum Erfolg vorschreibt... Schaut man genauer hin, dann hatten diese Menschen keine Angst vor Hohn und Spott, die räkelten sich geradezu im Scheinwerferlicht und vor den Mikrofonen. Sie gingen sogar ziemlich mutig voran und organisierten spezielle Fliegende Untertassen-Klubs und Organisationen, die nur dazu da waren, um ihnen Rückhalt zu geben und ihrem Interesse zu dienen. Manche dieser Verienigungen nahmen sogar Kult-Charakter an. Ganz sicher aber sorgten sie dafür, dass das Thema ihrer Kontaktler nie kalt wurde und immer im Gespräch blieb. Zahllos schloßen sich Enthusiasten ehrenamtlich an und zahlten ihren Mitgliederbeitrag. Die schillerndsten Namen der Kontaktler jener Ära sind George Adamski, Truman Bethurum, Daniel Fry, Orfeo Angelucci und Howard Menger, die nach und nach mit ihren Berichten auftraten (offenbar beobachteten sie ihre jeweiligen Vorgänger, um zu sehen, wie weit sich dieses business entwickelt und wie weit man selbst noch gehen kann, um neue Facetten des Themas anzubieten) und bis Ende der 50er Jahre ein richtiggehendes Fandom aufbauen konnten. Zuerst war es Adamski gewesen, der "Flying Saucers Have Landed" zusammen mit Desmond Arthur Peter Leslie* aus England herausbrachte; gefolgt von seinem "Inside The Space Ships". Bethurum folgte dann mit "Aboard a Flying Saucer".

 

Dann kam ´Dr.´ Daniel Fry mit "White Sands Incident". Ihm folgte der nervöse, sensitive und von Fantasien besessene Angelucci (James Moseley lernte ihn als "hard-core Italian wino" kennen, der viele unter den Tisch trank und überhaupt ein wilder und verrückter Kerl war) mit "Secrets of the Saucers" und schließlich kam Howard Menger mit "From Outer Space To You"** heraus. Jeder beanspruchte für sich eine gläubige und große Gefolgschaft von Anhängern, die ihnen George Van Tassel an seinem Giant Rock-Wüstenflughafen zusammentrieb und schließlich sich auch als Kontaktler entpuppte. Diese fünf Männer, der Clan der UFO-Kontaktler, kannten sich untereinader recht gut, lernten voneinander und erzählten fast identische Geschichten oder Storys die irgendwie einem großen Rahmen folgten und sonach auch irgendwie zusammenpaßten um die Kontaktler-Bewegung in Zaun und ruhig zu halten. Wechselseitig bestätigten sie sich untereinander und wie wir heute wissen, müßen einige von ihnen auch ihre Untertassen-Modelle miteinander ausgetauscht haben, um damit eigene Fliegende Untertassen-Fotos zu produzieren, die eine große Fangemeinde bekamen. Zudem hatte dies eine wechselseitige Bestätigungswirkung.

 

* = Eine überaus interessante und schillernde Persönlichkeit. Im ´BUFORA Bulletin´ Nr.24 (April 2001) stellte Lionel Beer Desmond Leslie näher vor, der es liebte als ein "larger-than-life-charakter" betrachtet zu werden. Leslie wurde am 29.Juni 1921 geboren und starb als 79-Jähriger am 26.Februar 2001. Leslie war der zweite Sohn von Sir Shane Leslie, einem Verwandten von Sir Winston Churchill. Seine Familie lebt auf Castle Leslie im County Monaghan. 1945 heiratete er die Bühnen-Schauspielerin Agnes Bernelle. Leslie hatte bereits in alten Texten (ähnlich wie Charles Ford) nach Berichten über seltsame Himmelsphänomene gesucht und diese in einem kleinen Manuskript zusammengestellt, wofür er aber keinen Verleger fand, weil es einfach an etwas Pepp fehlte. Dann kam er mit Meade Layne zusammen, der ihm von Adamski´s Kontakt in der Wüste berichtete und dass dieser wunderbare Untertassen-Fotos besitze. Leslie schrieb an Adamski und fragte ihn, ob er von ihm Bilder für sein Buch haben könne. Adamski sah darin die Chance und schickte ihm eine Sammlung zur freien Verwendung. Und schickte sein eigenes Manuskript an Leslie, welches bisher auch noch keinen Verleger gefunden hatte. Bingo! Nun fand Leslie in Waveney Girvan (dem Großvater der britischen Untertassen-Presse, der bereits 1950 Gerald Heard´s Buch "The Riddle of the Flying Saucers" herausbrachte) einen Gönner, der bei Verleger Werner Laurie in London vorsprach und das Mischmasch-Buch 1953 herausbrachte, um eine Bonanza damit zu eröffnen (in England allein erreichte das Buch in einem Jahr mehr als zehn Auflagen). Der Rest ist Geschichte. Allein im englischsprachigen Sprachraum sollen laut Leslie mehr als eine Millionen Hardcover damals verkauft worden sein, später wurde das Buch in 21 Sprachen übersetzt und erschien weltweit. Deswegen ist es wichtig zu erkennen, wie dieses Buch eine ganze Generation von UFOlogen rund um den Globus beeinflusste und Adamski´s Scout-Ship-Untertasse so zu dem ´Bild´ schlichthin für Fliegende Untertassen werden konnte, weil das Buch sofort weltweite Beachtung hervorrief. Am meisten aber dürfte daran zunächst Werner Laurie verdient haben, der sich die Weltrechte für das Buch gesichert hatte. So konnte er noch 1970 eine Lizenz für das Buch an Neville Spearman und 1977 für ein TB an Futura verkaufen.

 

** = Menger nannte man den "East Coast Adamski" und er war einer der buntesten Hunde der 50er und 60er Jahre. Er gab sich als reinkarnierter Saturnmensch aus und seine zweite Frau Connie Weber ("Marla Baxter") verstand sich als reinkarnierte Venusianerin. 1956 begann Menger "evening sessions" auf dem Grundstück seiner Farm abzuhalten und lehrte seiner Gefolgschaft was seine Space Brothers ihm erzählt haben wollen. Nachdem er in den Medien groß herausgekommen war, hatte er immer "volle Hütte" und ging gerne auf Vortragsreise quer durchs Land. 1958 berichtete Long John sogar live mit einem Übertragungswagen von einer dieser "saucer conventions" auf Menger´s Farm stundenlang. Einer der Gäste bei Menger war einmal Gray Barker gewesen, der eine "Witterung" für eine gute (= verkaufbare) Story hatte. Er bot Menger an ein Buch bei seinem Verlag Saucerian Books herauszubringen - so entstand schlußendlich "From Outer Space to You" 1959. Auch wenn Barker keineswegs der Story glaubte (was er aber nur im kleinsten Kreis zugestand), machte er daraus ein großes Geschäft und selbst nach Deutschland hin wurde eine Lizenz verkloppt (Ventla-Verlag, Wiesbaden). Eine US-Sonderauflage bekam sogar als "promotiobal gimmick" eine Schallplatte mit "Music from Another Planet" beigelegt - Menger am Piano mit außerirdischen musischen Eingaben! Menger´s Buch wurde in der amerikanischen UFO-Presse zerrissen, aber trotzdem liebte die "saucer-minded public" die Story und machte das Werk zu einem kommerziellen Erfolg. Mr.Menger bediente also das Publikum mit dem, was es verlangte. Aber dies gilt natürlich auch knapp 50 Jahre später immer noch für die aktuellen UFO-Erfolgsautoren.

 

Damals bereits hatte sich die US-Luftwaffe den Bildern von Adamski´s Raumschiffen angenommen und sie als Schwindel eingestuft, Jahrzehnte später sollte nochmals die private UFO-Gruppe Ground Saucer Watch (GSW) mittels Computer-Bildanalyse zum selben Schluß kommen. Dennoch, die Luftwaffe hielt sich zurück und kaum jemand bekam so auch mit, dass die Bilder Adamski´s getürkt waren. Hier hatte die Luftwaffe ein PR-Problem, wieder einmal, aber es mag im Rückblick vielleicht das beklagenswerteste gewesen sein. Bereits Adamski verstand es geschickt, zwischen den Zeilen oder direkt der Luftwaffe vorzuwerfen, sie besitze Beweise über Außerirdische und ´Fliegende Untertassen´, aber sie halte dies alles geheim. Donald Keyhoe und Adamski gingen hier eine unheilige Allianz ein und verstärkten die damit verbundene Konzeption hin zu einem bis heute wirkenden paranoiden Vorstellungssystem: Da die UFO-Freunde des Fantastischen selbst keine zweifelsfreien Beweise abliefern können, werfen sie einfach der US-Regierung vor, sie würde diese Beweise haben und verheimlichen. Psychologisch sicherlich ganz geschickt, um das Schwert der Beweisnot abzuwehren und in der ufologischen Nebelwand umzudrehen, aber auch schnell zu durchschauen.

 

Darüber hinaus tauchten nun immer mehr Leute als Kontaktler wie der schlichte Farmer Buck Nelson aus Mountain View/Missouri auf, die mit immer absurderen Geschichten durchkamen (Buck soll durch einen Untertassen-Strahl von einem langjährigen Rückenleiden geheilt worden sein) weil der Kontakt-Bann durch Adamski gebrochen worden war - Nelson verkaufte bei der ´Fourth Interplanetary Spacecraft Convention´ im kalifornischen Yucca Valley 1957 Haare von einem angeblich 385pfündigen Venus-Zottelhund namens Big Bo (dabei stammten sie von seinem eigenen Hund namens Teddy mit dem er übrigens auf Einladung der Raumbrüder auch auf große interplanetarische Rundreise ging und damit zur ersten Tournee durchs Sonnensystem ansetzte und zum "Gast auf vielen fremden Welten" wurde*), den der Venusier Little Bucky mitgebracht hatte. Nelson stellte auch Bilder her, auf denen verschwommen ein menschenähnlicher Raumfahrer zu sehen gewesen sein soll, der verdächtig von der Gestalt her an niemand anderes als Nelson erinnerte, auch das Foto von Big Bo erinnere verdammt an Buck´s Hund Teddy. So ein Zufall aber auch... Und da gerade der Amateurfunk in den USA breite Schichten der Bevölkerung begeisterte und die Ham´s ihren eigenen Kult ausbildeten, war es kein Wunder, als dann die ersten Amateur-Funker behaupteten, mit den Venus-Menschen im Funkkontakt zu stehen. Laura Mundo gehörte dann zu den ersten Kontaktlern, die sich mehr auf "telepathische Kommunikationen" beschränkten während Dana Howard gar auf der Venus war, einen Venusier heiratete und mit ihm eine Familie gründete - all das während sie in ihrem Wohnzimmer auf Erden auf der Couch lag und freidlich schlief! Aber all dies ging beim Publikum durch, weil eben auch ´Desinformation´ betrieben wurde. So behauptete die Studienrätin L.Kalweit als deutsche Übersetzerin des Nelson-Buches locker vom Hocker: "Mehrere Luftwaffenbeamte besuchten ihn so oft, dass sie Buck sehr genau kennen und von seinen Erlebnissen überzeugt sind. Und diese Herren stellten von vorneherein klar, dass Bucks Kontakte ganz real stttfanden." Nach gutem alten US Air Force-Brauch verlangten die Männer also keinerlei Beweise, sondern ließen sich durch häufige Gespräche von dem überzeugen, was sie von vorneherein wussten: Ja, Mr.Nelson war zu den benachbarten Planeten geflogen! (?)

 

* = Beim Anflug auf den Mars nahm Nelson so "Pferde und Vieh auf dem Felde" dort wahr - Marspferde und Marsvieh versteht sich. Beim Flug zum Mond besuchte er den Mond-Präsidenten in dessen Wohnung und nahm ne Mahlzeit dort ein. Das Wasser in den Mondwohnungen "kam wohl von dem Schnee auf den Bergen her". Beim Flug zur Venus machte er drei Venus-Monde aus. Auf dem Schwester-Planeten selbst lieben die dortigen Raum-Menschen frische Milch, Eier, Fisch, vielfältige Salate und diverses Gemüse (insbesondere Bohnen) aus eigenem Anbau. Dadurch wurden diese zu "gesunde, glückliche Leute" mit schönen Zähnen. Und noch viel besser auf all diesen ausserirdischen Welten: die Bewohner müssen so gut wie keine Steuern zahlen! Nelson bekam das Patent für eine Maschine zur Produktion von "Freier Energie" mit und wollte diese dann auf Erden nachbauen, doch leider kamen dann drei Unhold-Männer in Schwarz im Dienst der Großbanken herbei und nahmen ihm alles weg. Naja, danach blieb ihm nur übrig Tonbänder anzubieten auf denen er bei "guter Kirchenmusik und Weltraummusik" UFO-Vorträge und Botschaften aus dem Weltraum vertrieb. Ansonsten lebte er weiterhin das Leben eines Bauern und seine Darstellungen der Nachbarplaneten entsprach ländlichen Idyllen von utopischen Farmwelten sowie der den dort oft in den USA vorgebrachten Vorstellungen über das Fernbleiben der Zentralregierung.

 

Niemand wird sich also wundern, wenn es einige Kontaktler gab, die versuchten sich ihr Geld auf immer neuen Wegen zu verdienen. Saucer-Conventions als Ausdruck der Popkultur wurden damit eingeführt, auch wenn es gelegentlich Pleiten gab, wie es Buck Nelson (Autor von "My Trip to Mars, the Moon and Venus") aus den Ozark Mountains erlebte, als er einen Konvent auf seiner Farm in Mountain View, Missouri, ausrief und dann auf 9.000 Hot Dogs sitzen blieb, weil dem uncharismatischen eckigen Farmer-Klotz kaum jemand zuhören wollte und gerade mal 300 Leute kamen. Esprit, Charisma und Fortune gehören auch zur Show, genauso wie immer neue Ideen, allein schon wegen der Aufmerksamkeit der Medien - dies ist bis zum heutigen Tag so geblieben und das Rezept für jede UFO-Show. Was gestern eine originelle Sensation war, ist heute schon vergessen und muß zudem übertrumpft werden um wieder Unterhaltungswert zu bekommen. Deswegen gibt es immer wildere Aspekte auch im UFO-Business, wo sich fortlaufend neue Trends abzeichnen und für gewiße Zeit durchgehen bis sie sich totlaufen, weil es auf diesem Arm des Mythos keinerlei Weiterentwicklung gibt. Damals bereits entwickelten sich neue Medien-Formate wegen der UFO-Hysterie.

In New York entwickelte Long John Nebel eine nächtliche Rundfunk-Talkshow in der sich Mystiker und UFOlogen die Klinke in die Hand gaben und stundenlang Gelegenheit hatten ihre Stories zum besten zu geben, Hauptsache für ´Long John´ war es, dass die Leute unterhaltend etwas zu Erzählen wussten. Irgendwie hatte Nebel an Howard Menger und Nelson einen Narren gefressen, die dort immer wieder Gast waren. Einmal sogar berichtete ´Long John´ direkt vom Bauernhof Nelson´s über eine Versammlung der dort zusammenkommenden UFOlogen wie Douglas Hancock, einem Mitglied der US Army Band aus New York, der weit im Land herumkam und überall Untertassen-Kontaktler-Reklame machte und immer wildere Geschichten zu erzählen hatte, bis er schließlich in die Psychiatrie kam und dort Selbstmord beging. Aber auch Leute wie William Woods, der den "saucer club" namens Bureau of UFO Research and Analysis (BUFORA, nicht zu verwechseln mit dem englischen Gegenstück ein halbes Jahrzehnt später!) in New York leitete, da es dort in jenen Tagen eine lebhafte "saucerian-scene" gab. Ähnlich wie in Detroit, wo der Kontaktler und Bäcker Lee Childers bei der Detroit UFO Group mitwirkte und zusammen mit Beth Docker und Fannie Lowrey an einer "Verjüngungsmaschine" nach telepathisch übermittelten Bauplänen der Venusier arbeitete - damit standen sie im Wettbewerb mit George Van Tassel in der Mojave-Wüste. Childers war ein ganz wilder Typ und behauptete bereits drei Mal getötet worden zu sein - und zwar durch niemand anderes als den Men In Black: beim ersten Mal wurde er von einer Maschinenpistole niedergestreckt, dann wurde er vergiftet und schließlich zerquetscht. Doch die Space People holten ihn immer wieder ins Leben zurück! Diese Story ließ sich Nebel ruhig "on air" erzählen, doch als Childers bei einer anderen Gelegenheit behauptete, dass eine Flotte von Fliegenden Untertassen noch während der Sendung landen würden um diese Radioausstrahlung dann mit ihren technischen Mitteln in alle Welt hin verbeiten würden, mußte selbst der abgebrühte Nachttalker lachen. Bei einer anderen Sendung enttarnte sich Childers zusätzlich als Außerirdischer vom 8,5 Lichtjahre entfernten Planeten Tythan, wo er als Prince Neosom geboren wurde...bald danach nannte sich Beth Docker, die er inzwischen heiratete, nun Proncess Negonna. Am Giant Rock wurden die beiden dann Dauergäste bis in die 60er Jahre hinein. Long John besass einen guten Sinn für Show und holte sich alle "phonies and crackpots" ins Studio, und sie kamen gerne. So gesehen war dies kleveres Untertassen-Entertainment und ein Business was für alle Beteiligten gut war.

Dann trumpfte Steve Allen mit seiner "Tonight"-TV-Show auf und holte fast alle Kontaktler und UFOlogen der damaligen Zeit ins Studio. NBC holte mit der "Betty White Show" auf und Truman Bethurum erschien bei ihr mehrmals auf dem Bildschirm. Plötzlich setzte eine Welle in den modernen Medien ein und überall nutzten lokale oder regionale Sender das Thema für sich und es gab eine heftige Reisetätigkeit der mit Honoraren gelockten UFO-Enthusiasten und ihre Promoter, die gleichsam entlang ihrer Radio- oder Fernsehtourneen von Untertassen-Fans an Ort Vorträge veranstalten ließen. Hierbei zeichnete sich schon ein Problem ab, welches noch heute gültig ist: Die Sensationalisten wie Andy "The Mystic Barber" Sinatra* (ein Immigrant aus Italien, der sich in Brooklyn als Friseur durchschlug und nebenbei sich als Prophet und Hellseher aufgrund seiner psychischen Kontakte mit Außerirdischen betätigte) bekamen immer den größeren Senderahmen zugesprochen und (im Gegensatz zu heute) gab es so gut wie keine sachkundigen Kritiker in jener Epoche. Hinzu kam das gemäßigtere UFOlogen wie Keyhoe und Hardcore-UFO-Kontaktler in einem Topf geworfen wurden und auch dem Publikum die Differenz eigentlich nie so recht verdeutlicht wurde. Sie können sich vorstellen, was damals in den 50ern den US-Bürgern in Sachen UFOs da alles vorgesetzt worden ist und warum dadurch die Vereinigten Staaten von Amerika ihren Ruf als Mutterland der UFOlogie zementieren konnten und eine ganze besondere Sicht auf die Dinge sich entwickelte, die sozio-kulturell ausstrahlt, bis heute noch wirkt. Auf dem Alten Kontinent gab es eine solche Untertassen-Stimmung nicht einmal annäherungsweise. Amerika bot den Untertassen-Fans in jenen Tagen eine Dauer-Gala. Und daher ist es vielleicht verständlich, weshalb Untertassen dort einen etwas anderen Stellenwert haben als z.B. in Europa. In dieser Folge ist es auch begreifbar, weshalb Amerika auch eine Trekki-Bewegung und eine solide X-File-Gemeinde späterhin mit sich brachte.

 

* = Auch jener war eine Showtype und versuchte sich überall um Aufmerksamkeit zu erregen. Damit steckte er sogar später seine Frau Giovannina an und beiden zogen noch bis Mitte der 60er Jahre um die Blöcke. Sinatra legte sich ein bizarres Metallband um den Kopf, die "psychic machine", um zu verbindern dass bösartige Außerirdische seine Gedanken lesen können. Die Sinatra´s verkauften sogar diese Stirnbändern an Interessierte in der Szene unter diversen Versprechungen. Er hatte übrigens 1959 verkündet, dass die Welt am 10.Mai 1960 untergehen werde. Gut, die Erde existierte weiterhin, aber Sinatra´s Fans hielten weiterhin zu ihm. Nachdem dann 1961 diverse Astrologen erklärten, dass die Welt nun endgültig am 4.Februar 1962 untergehen werde (an jenem Tag gab es eine so genannte Planetenkette) machte sich Sinatra zusammen mit einer "Armee unsichtbarer Marsianer" (sowie einer Reihe von Untertassen-Mystik-Fans) auf, um vor dem UN-Gebäude in Manhattan in einer mystischen Zeremonie und einem Zaubererumhang gekleidet die negativen Kräfte ("terrible destructive forces") mittels eines schnell entwickelten kosmischen Geräts was wie eine Bazooka ausschaute abzulenken und die Welt zu erretten. Daraufhin lud ihn Johnny Carson sogar in seine berühmte Tonight Show ein, nachdem Sinatra´s Bild als "saucer personality" von dieser Veranstaltung quer durch die Presse gegangen war.

 

George Van Tassel gar kam auf die Idee, dass die Raum-Brüder (Space Brothers war so ein Slangname für die Außerirdischen der Kontaktler) ihm den Auftrag erteilten, er solle eine Verjüngungsmaschine bauen, mit der sich die ewige Jugend verwirklichen lasse, um einen alten Menschheitstraum zu erfüllen und auch weil unter den Gläubigen soviele ältere Herrrschaften waren. Er verkündete, er würde für $ 42.000 den kosmischen Jungbrunnen bauen können (der aber nie wirklich fertig werden würde). Otis T.Carr dagegen setzte auf den zeitaktuellen Traum vom Raumflug und erklärte Pläne zu haben, um eine echte Fliegende Untertasse zu bauen, aber dafür benötigte er ein paar Tausend Dollar. Auch wenn vielleicht einige Kontaktler mehr oder weniger gut mit ihren Geschichten ein Auskommen erwirtschaften konnten, gab es aber weitaus mehr die immer nur in der zweiten Reihe blieben. Andere wieder versuchten sich wie Gabriel Green mit den ´Fliegenden Untertassen´ in der Politik. Er kam wie viele dieser Leute aus dem sonnigen Kalifornien und gründete ´The Amalgamated Flying Saucer Clubs of America´, gab das Magazin "The Kingdom Come" heraus und nutze den Club um eine Organisation aufzubauen, die ihm eine politische Basis für sein "Prior Choice Economics"-Programm bildete. Green meldete sich für nichts weniger als das Präsidentschafts-Amt 1960 als "the flying saucer vandidate" an, stieg aber noch vor der Wahl aus dem Rennen aus. 1962 versuchte er sich nochmals für den Senat aufstellen zu lassen und erhielt immerhin 171.000 Stimmen, was aber auch nicht reichte um als Senator in Kalifornien gewählt zu werden, der als Fundament seines Programms das Geld abschaffen und damit die Welt von allem Übel heilen wollte. Ansonsten hatten alle Beobachter den Eindruck, dass der Mann, der das Geld abschaffen wollte, recht gut und gerne mit dem Money auskam und Höchsthonorare für sich forderte. Andere wieder verschwanden ganz in der Esoterik um als Channels unterwegs zu sein. Wie auch immer, die späten 50er Jahre sorgten weltweit für eine Explosion der Fliegenden Untertassen-Klubs in Amerika, im englischsprachigen Raum allgemein und diese wieder strahlten über die Medien in ´fremde Kulturen´ aus. Schließlich wurde auch das vielsprachige Europa wie mittels eines ufologischen Marschall-Plans erwischt. Die meisten dieser Klubs hatten eine Orientierung an einen bestimmten Kontaktler oder an eine Reihe von Kontaktlern mit einem gemeinsamen roten Faden (einer gemeinsamen Ideologie), der sie verband. Damit wurde garantiert, dass die Botschaft der Kontaktler weiter verbreitet wurde und deren Ideen und Konstrukte weltweite Verbreitung fanden. Das beste Beispiel ist sicherlich Adamski´s "Scoutship", die bildliche Fliegende Untertasse schlechthin, die jeder irgendwo bereits verinnerlicht hat und an sie denkt, wenn es um UFOs geht. Aufgrund dessen, dass die Kontaktler in vorderster Reihe standen will es nicht verwundern, wenn ein guter Teil der UFO-Zirkel bis heute pseudoreligiöse Ausprägungen haben.

 

Fortsetzung folgt...

Quelle: CENAP Archiv

 

 

 

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