Astronomie - Überraschungs-Objekt im Anflug – Esa-Sonden bekommen Spezialauftrag

12.09.2025

Ausgerechnet im spannendsten Moment ist der interstellare Komet 3I/ATLAS von der Erde aus nicht zu beobachten. Doch die Esa hat einen Plan.

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Frankfurt – Der interstellare Komet 3I/ATLAS, der am 1. Juli 2025 entdeckt wurde, hält die Forschungsgemeinde auf Trab, doch genau dann, wenn er am interessantesten wird, ist er von der Erde aus nicht zu beobachten. Das heißt: Sowohl erdgebundene Teleskope als auch Weltraumteleskope wie „Hubble“ oder „James Webb“ fallen aus. Gut, dass viele Raumsonden im Weltall unterwegs sind und die Aufgabe übernehmen können. Es geht immerhin darum, den Kometen dann zu beobachten, wenn er am meisten ausgast – und potenziell am meisten über sich verrät.

Eine der Raumsonden, die 3I/ATLAS in den kommenden Monaten ins Visier nehmen wird, ist „Juice“. Die Esa-Raumsonde ist 2023 gestartet und befindet sich auf dem langen Weg zum Jupiter-System, wo sie 2031 ankommen soll. „Es war also wirklich überhaupt nicht geplant“, erzählt Olivier Witasse, der Projektwissenschaftler der Mission im Gespräch mit IPPEN.MEDIA. „Als wir von dieser Entdeckung erfuhren, haben wir geprüft, was wir tun können.“ Dazu wurde auch der Input aus der Astronomie-Community berücksichtigt.

Esa-Raumsonde „Juice“ soll den interstellaren Kometen 3I/ATLAS beobachten

„Als wir die Position von einigen Raumfahrzeugen überprüft haben, haben wir gesehen, dass ‚Juice‘ in einer relativ guten Position ist – ich meine, zumindest sind wir in der Lage, den Kometen zu sehen“, sagt Witasse. Der Abstand zwischen 3I/ATLAS und der Esa-Raumsonde beträgt ungefähr 60 Millionen Kilometer. „Das ist sehr weit“, gibt der Esa-Wissenschaftler im Gespräch zu, betont aber auch: „Das ist einer der besten Aussichtspunkte zum Zeitpunkt, wenn der Komet der Sonne nahe kommt.“ Von Anfang November bis zum 25. November soll „Juice“ nun den Kometen beobachten.

Ab Anfang November sind tägliche Beobachtung geplant, zum Einsatz kommen sollen dafür die Kamera und die Spektrometer an Bord der Raumsonde. „Ab dem 8. November wird es sehr interessante Beobachtungen mit einem Sensor geben, der etwas sehr Spezielles messen wird: energetische neutrale Atome“, berichtet Witasse und schiebt erklärend hinterher: „Der Sensor wurde gebaut, um die Plasma-Eigenschaften im Jupiter-System zu messen.“

Die Daten, die „Juice“ vom 3I/ATLAS sammeln kann, sind für Kometen-Forschende interessant

Die Daten dieser Messung seien jedoch auch für die Kometen-Forschung von großem Interesse. „Diese Beobachtung wird zeigen, wie der Sonnenwind mit der Atmosphäre des Kometen interagiert. Wir könnten sehr interessante Informationen zur Kometenaktivität erhalten“, so der Forscher. Ob die Beobachtungen gelingen, das kann Witasse allerdings nicht versprechen. „Nichts ist garantiert, schließlich ist der Komet ein neues Objekt und seine Beobachtung war nicht eingeplant“, betont er, gibt sich aber optimistisch: „Wir werden es versuchen – man kann nie wissen, was passiert und vielleicht gibt es neue Überraschungen und Entdeckungen.“

Warum ist der Komet 3I/ATLAS für die Forschung so spannend?

Eins steht schon seit kurz nach seiner Entdeckung fest: Der Komet 3I/ATLAS stammt nicht aus unserem Sonnensystem, sondern von außerhalb – es ist ein interstellares Objekt. Mittlerweile geht die Forschung davon aus, dass er aus einem anderen Sternensystem aus der „dicken Scheibe“ der Milchstraße stammt und sehr alt ist.

Für die Forschung ist das ein Highlight: Es ist erst das dritte Mal, dass ein Himmelskörper von außerhalb des Sonnensystems im Sonnensystem entdeckt wurde. Er liefert neue Daten, neue Informationen und neue Perspektiven auf das Universum außerhalb unserer „Haustüre“ – für die Forschung ist er deshalb ein besonders spannendes Objekt.

Esa-Sonden am Mars werden den interstellaren Kometen 3I/ATLAS ins Visier nehmen

Es sei aber auch möglich, dass der Komet zu schwach leuchtet, um ihn zu beobachten. „Wir werden sehen, was wir herausbekommen, aber wir sind sehr aufgeregt“, sagt Witasse. Auch die beiden Mars-Orbiter der Esawerden versuchen, den Kometen 3I/ATLAS zu beobachten – allerdings etwas früher als „Juice“. „Der Komet wird nicht allzu weit vom Mars entfernt sein, etwa 30 Millionen Kilometer“, weiß Witasse. „Das ist sehr, sehr gut, etwa die Hälfte der Entfernung von ‚Juice‘.“

Von den Mars-Beobachtungen erhofft sich der Forscher einiges: „Es ist eine Gelegenheit, die wir nicht verpassen wollen, deshalb werden alle Kameras und Spektrometer an Bord der beiden Missionen versuchen, etwas zu entdecken. Es ist aber eine Herausforderung, genau wie bei ‚Juice‘.“ Doch wenn die Beobachtung mit den „zweckentfremdeten“ Raumsonden gelingt, ist es ein großer Gewinn für die Wissenschaft, betont Witasse. „Es ist ein Versuch, aber wenn wir etwas bekommen, wird es sehr, sehr interessant sein.“ (tab)

Quelle: Frankfzrter Rundschau

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