UFO-Forschung - Österreichs Bundesheer geht auf UFO-Jagd /Kritischer Blick auf Ufologen-Vortrag

31.10.2025

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Österreichs Bundesheer geht auf UFO-Jagd

Eine Veranstaltung der Landesverteidigungsakademie zeigt, wie tief Esoterik und Verschwörungsdenken inzwischen im Staatsapparat angekommen sind.

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Der Avro Canada VZ-9AV Avrocar. Bild: Nationales Museum der US Air Force.

Es ist eine Frage, die die Menschheit schon lange bewegt: Sind wir im Universum tatsächlich allein? Und diese Frage stellt sich offenbar nicht nur die Menschheit, sondern auch das österreichische Bundesheer. Soweit, so wenig überraschend. Was allerdings überrascht: Welche dubiosen Gestalten sich das Bundesheer einlädt, um diese Frage zu beantworten.

Titelbild: Nein, das ist kein „UFO“. Das ist der „Avrocar“, ein Flugzeug-Prototyp der USA aus den 1950er Jahren. Bild: Nationales Museum der US-Air Force.

Wien im Oktober 2025. In der Stiftskaserne findet das jährliche Symposium „Sozialwissenschaften und Militär“ statt, veranstaltet von der Landesverteidigungsakademie. Die Akademie ist nach eigenen Angaben „die höchste Ausbildungs- und Forschungsstätte des Bundesheeres“, dort werden Österreichs Offiziere ausgebildet. Vom 6. bis 8. Oktober soll diesmal im Herzen der Bundeshauptstadt diskutiert werden. Der Titel des Symposiums: „Grenzwissenschaften und anomalistische Phänomene“.

Nun ist es tatsächlich sinnvoll, wenn sich das Bundesheer mit solchen Strömungen beschäftigt – Verschwörungsideologien sind offensichtlich ein zunehmendes Problem. Nach eigenen Angaben hat sich das Bundesheer dazu auch extra „renommierte Vortragende“ eingeladen. Zumindest steht es so im offiziellen Bericht zur Veranstaltung. Doch sagen wir mal so: Die Einladungsliste lässt erhebliche Zweifel an dieser Darstellung aufkommen.

Teufelsaustreibungen und Wahrsagerei

Zweifellos unverdächtig ist Ulrike Schiesser, die Geschäftsführerin der Bundesstelle für Sektenfragen. Sie hätte sich in ihrem Vortrag mit „problematischen Anbietern aus dem Feld von Weltanschauungen und Spiritualität befasst“, erklärt sie auf meine Anfrage. Schwerpunkt wäre vor allem der „Missbrauch von Ängsten und Sehnsüchten durch Scharlatane und sektenartige Gruppenstrukturen“ gewesen, so Schiesser. Gut und wichtig. Doch andere Vortragende lassen eher sprachlos zurück.

Da ist etwa Mario Rank, ein einschlägig bekannter „Ufologe“, der unter anderem im Eso-Magazin „Mystikum“ publiziert. Das Bundesheer nennt ihn „Schriftsteller“ und ich werde Euch gleich mehr über ihn erzählen. Dann ist da der burgenländische Militärpfarrer Alexander Wessel. Er referierte beim Symposium über „Exorzismus als besonderer Heilungsdienst“.

Exorzismus, das ist laut katholischer Glaubenslehre die Austreibung von Teufeln und Dämonen. Und ja, das ist so absurd, wie es klingt. Dazu passt auch ein weiterer Vortragender, der Präsident der „Parapsychologischen Gesellschaft“. Parapsychologie ist eine Pseudowissenschaft, die sich etwa mit Telepathie und Wahrsagerei beschäftigt. Besonders stolz sind die Veranstalter dann noch auf einen besonderen Gast.

Lieblingsvortrag: Wünschelruten

Robert Fleischer, er ist ebenfalls ein einschlägig bekannter Ufologe. Im offiziellen Bericht des Bundesheeres wird er als „Journalist“, “ Bestseller Autor“ [Fehler im Original] und „Überraschungsgast“ bezeichnet. Und Fleischers Auftritt würde dazu auch die „Flexibilität der Veranstalter“ zeigen. Auch zu Fleischer und seinem dubiosen Vortrag kommen wir gleich.

Ein weiterer Vortrag eines Berufsoffiziers ist nicht online verfügbar, hier müssen wir uns auf einen nachträglichen Bericht von Fleischer auf YouTube verlassen. Für UFO-Fleischer nach eigenen Angaben sogar einer seiner „Lieblingsvorträge“: Der Offizier hätte über seine angeblichen Erfolge beim „Rutengehen“ referiert – und über „Schamanismus“, wo er „eigene Erfahrungen“ gemacht hätte. Puh.

Es gibt keine „Grenzwissenschaft“

Schon der Titel des Bundesheer-Symposiums sollte eigentlich alle Alarmglocken schrillen lassen. „Anomalistische Phänomene“, das sind Phänomene, die wir aktuell noch nicht verstehen. Die Untersuchung solcher Phänomene kann strikt wissenschaftlich erfolgen. Oft ist der Begriff aber auch schlicht eine Tarnung für komplett esoterischen Unsinn. Schon da ist also Vorsicht geboten.

Endgültig schräg wird es dann beim Begriff „Grenzwissenschaften“. Denn so etwas gibt es einfach nicht. Entweder ist etwas wissenschaftlich oder nicht. Tatsächlich ist „Grenzwissenschaft“ ein typischer Begriff der esoterischen Szene. So soll dem Unsinn ein wissenschaftlicher Anklang verliehen werden. Weit besser geeignet zur Beschreibung des Phänomens wären Begriffe wie „Pseudowissenschaft“, „Scheinwissenschaft“ – oder schlichtweg „Esoterik“.

Wo sind brauchbare Bilder und Videos?

Als selbsternannten „Experten“ für UFOs hatte sich das Bundesheer den bereits erwähnten Mario Rank eingeladen. Er ist Autor des Buches „UFOs über Österreich“ – erschienen in einem kleinen deutschen Esoterik-Verlag. Co-Referent Fleischer wird ihn später „Mister UFO Österreich“ nennen. Auch Rank spricht in seinem Vortrag von den „Grenzen der Wissenschaft“. Und er berichtet von zahlreichen angeblichen „Berichten“ und „Sichtungen“.

Doch alle „Ufologen“ haben ein offensichtliches Problem: Die meisten Menschen haben heute hochmoderne Handys mit sehr guten Kameras. Und jeder Scheiß wird fotografiert und gefilmt. Doch offenbar vergessen die Leute immer genau dann auf eine Aufnahme, wenn mal wieder ein UFO auftaucht.

Was Rank beim Bundesheer nicht erzählt

Und Rank zitiert in seinem Vortrag bei der Landesverteidigungsakademie auch selektiv. So zeigt er eine Folie mit einer Überschrift der Washington Post. Der reißerische Titel des Artikels aus dem Jahr 2019: „UFOs existieren und jeder muss sich auf diese Tatsache einstellen“. Was Rank dann aber nicht mehr zeigt, ist der Inhalt des Artikels.

Denn im Artikel heißt es dann unter anderem: „UFOs wurden in der Vergangenheit mit verrückten Ideen wie Big Foot oder Verschwörungstheorien über Kornkreise in Verbindung gebracht. Der offensichtliche Grund dafür ist, dass der Begriff ‚UFO‘ üblicherweise als Synonym für ‚außerirdisches Leben‘ angesehen wird. Wenn man darüber nachdenkt, ist das seltsam. UFO steht wörtlich für ‚unbekanntes Flugobjekt‘. Ein UFO ist nicht unbedingt ein Außerirdischer von einem anderen Planeten. Es ist einfach ein Flugobjekt, das sich nicht mit herkömmlichen Mitteln erklären lässt.“

Das klingt natürlich schon ganz anders. Doch der tatsächliche Inhalt des Artikels ist für die Zuhörer:innen klarerweise auf die Schnelle nicht zu prüfen: Es ist real nicht möglich, parallel zu einem Vortrag jede einzelne Folie und Aussage gegenzuchecken. Die Gäste sehen also nur die dramatische Überschrift.

Die „Verwechslung“ von „UFO“ und „UAP“

Rank und andere verwenden noch einen Trick. Sie sprechen konsequent von UFOs, also von „Unidentifizierten Flugobjekten“ (engl. „Unidentified Flying Object“, UFO). In der Forschung wird heute allerdings von UAPs gesprochen, also von „Unidentifizierten anomalen Phänomenen“ (engl. „Unidentified Anomalous Phenomena“, UAP).

Diese Unterscheidung aber ist wichtig: Der Begriff wurde bewusst geändert, um nicht sofort auf Flugobjekte oder gar Außerirdische zu fokussieren. Denn es kann sich genauso um Wetterphänomene, Luftspiegelungen oder ähnliche Phänomene handeln, die schlichtweg nichts mit einem Flugobjekt zu tun haben.

Die „fliegenden Untertassen“ des US-Militärs

Und tatsächlich lassen sich vermeintliche UFO-Sichtungen in den meisten Fällen sofort oder zumindest einige Jahre später sehr gut erklären: Es sind zumeist Ballons, Wetterphänomene oder auch neue (und noch geheime) militärische Flugobjekte. So hatte das US-Militär Ende der 1950er Jahre tatsächlich mit einem runden Flugzeug experimentiert.

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Der Avro Canada VZ-9AV Avrocar. Bild: Nationales Museum der US Air Force.

Der Projektname: „Avro Canada VZ-9 Avrocar“. Und dieses Flugzeug sieht exakt aus, wie wir uns eine fliegende Untertasse vorstellen. Inzwischen gibt es auch noch weitere Player am Himmel: Drohnen, die selbst für Privatpersonen billig und frei erhältlich sind. Ein gefundenes Fressen für alle, die an jeder Ecke ein neues „UFO“ gesichtet haben wollen.

Der Weg in die Verschwörungserzählung

Und dann gibt es noch ein riesiges Problem, vor dem alle UFO-Verschwörungserzähler:innen stehen: Wenn tatsächlich bereits seit den 1950er-Jahren in den verschiedensten Ländern Belege für UFOs existieren würden, müssten inzwischen zehntausende Menschen Bescheid wissen. Doch niemand kann irgendwelche Belege bringen.

Die „Lösung“ der Szene für dieses dezente Logik-Problem sind immer angebliche Verschwörungen. „Die“ verheimlichen alles, heißt es dann. Co-Referent Fleischer etwa schreibt Ende September 2025 auf Twitter zu einer angeblichen UFO-Sichtung: „ich hoffe, dass die AKW-Betreiber eines Tages damit herausrücken, was sie wirklich wissen“.

„Die“ verheimlichen was. Doch wer sind „die“?

Implizit: Alle AKW-Betreiber (des Planeten?) würden irgendwie unter einer Decke stecken. Es müsste eine gigantische und globale Verschwörung sein. Genau in diesem Sinne spekuliert Fleischer dann auch in der Landesverteidigungsakademie über „eine Art tiefenstaatliche Struktur, die niemandem Rechenschaft ablegt, die ihre eigenen Mechanismen hat und die darüber hinaus noch über irgendwelche sensationelle Alientechnologie verfügt, mit der sie machen können, was wir uns nicht mal vorstellen können.“ Es ist das typische Geschwurbel der Szene.

 (Auch hier spekuliert Herr Fleischer, da es sich damals um Drohnen gehandelt hat welche über französischen AKWs flogen)

Genau mit diesem Muster arbeitet übrigens auch der bekannte Verschwörungsideologe und „Ufologe“ Erich von Däniken. Der Weg zur geheimen Weltregierung (und in weiterer Folge in vielen Fällen auch zum Antisemitismus) ist ein sehr kurzer. Däniken selbst veröffentlicht seine Bücher im weit rechten Verlag Kopp.

„Geheime Antriebstechnologien“ und das Experten-„Kollektiv“

Beim Vortrag vor der Landesverteidigungsakademie spricht Mario Rank auch über „geheime Antriebstechnologien vom militärisch-industriellen Komplex“. Welchen „Komplex“ er damit genau meint, bleibt er uns schuldig. Dramatisch fragt Rank: „Was ist da in den Kellern, was schlummert da herum?“

Doch wer eine ebenso dramatische Antwort erhofft, wird bitter enttäuscht. Denn nachdem Rank die Frage gestellt hat, geht er einfach kommentarlos zum nächsten Thema über. Netter Trick. Aber doch etwas durchsichtig. Ein Video von Ranks Vortrag findet sich inzwischen auf einem Kanal namens „Kollektiv“. Was dort sonst veröffentlicht wird?

Unter anderem Berichte über ein angeblich „verfluchtes Schloss“ in Italien und über geheime „Prophezeiungen“. Und dann gibt es noch einen Artikel von Rank über „UFO-Sichtungen“ als „Wiederkunft der Götter“. Sagen wir so: Die Landesverteidigungsakademie hat eine spannende Politik bei der Auswahl ihrer Referent:innen. Das zeigt sich auch beim nächsten Sprecher.

Einfach mal schnell ein Referat beim Bundesheer halten

So darf der deutsche Ufologe Robert Fleischer über 40 Minuten lang seine Thesen vor der Landesverteidungsakademie vortragen. Obwohl er nicht einmal eingeladen worden war. Er wäre einfach von seinem Kollegen Mario Rank mitgenommen worden, erzählt er später auf seinem eigenen Esoterik-Kanal „Exomagazin“. Einer der beiden verantwortlichen Offiziere hätte dann zu Fleischer gesagt: „Wenn Sie schon mal hier sind, können Sie auch einen Vortrag halten.“

Laut Fleischer seien die beiden Offiziere „Experten für Grenzwissenschaften und Anomalistik“. Bundesheer-Sprecher Michael Bauer bestätigt auf meine Anfrage, dass Fleischer als „Gast“ zur Veranstaltung gekommen wäre. Fleischer hätte dann gefragt, „ob er nicht auch etwas darstellen dürfe“, was „gewährt wurde“. Wer die beiden „Experten“ sind, will Bauer nicht sagen.

Wer nun wen für den Vortrag angefragt hat, kann von außen klarerweise nicht beurteilt werden. Doch es ist beeindruckend, wie einfach es offenbar ist, einen Vortrag vor der Landesverteidigungsakademie des Bundesheeres zu halten.

Er stellt doch nur Fragen

In seinem Vortrag, der mir ebenfalls vorliegt, nützt Fleischer dann einige ganz klassische Verschwörungstricks. Zum einen arbeitet er vor allem mit Fragen. Damit kann er immer behaupten, dass er verschiedene Behauptungen ja gar nicht selbst wiedergeben würde. Er würde doch nur zitieren und Fragen stellen. Fast beispielhaft dafür steht eine Antwort, die Fleischer in Wien auf eine kritische Nachfrage gibt.

Fleischer im O-Ton: „Ich geb nur wieder, was mir da gesagt wird, ja. Also diese Geschichte ist von vorne bis hinten natürlich total unlogisch und voller Widersprüche. Geb ich Ihnen völlig recht. Also ich berichte Ihnen nur, was die Zeugen mir sagen und ich selber weiß auch nicht, was dahintersteckt.“

Doch im selben Atemzug nennt Fleischer seine angeblichen Informant:innen „Zeugen“ – und verleiht ihnen damit Seriosität. Den Trick mit den Fragen verwendet übrigens auch der bekannte Verschwörungsideologe Daniele Ganser. Hier habe ich für Euch mehr über Ganser und seine Methoden aufgeschrieben. Immer wieder verweist Fleischer auch auf die „militärische Geheimhaltung“.

Aber die „geheimen Geheimprojekte“?

Unter anderem, als Ulrike Schiesser von der Bundesstelle für Sektenfragen nach seinem Vortrag darauf hinweist, dass es trotz Handys niemals gute Aufnahmen der angeblichen UFOs gibt. Doch eine angebliche „militärische Geheimhaltung“ ist schlicht keine Antwort auf dieses zentrale Logik-Problem der UFO-Szene.

Wenn tatsächlich irgendwo UFOs auftauchen würden, würden sofort zahlreiche Menschen ihre Handys zücken und die Videos online stellen – und diese Videos würden sich innerhalb von Minuten viral verbreiten. Und damit wäre es selbstverständlich auch nicht möglich, all diese Videos aus dem Netz verschwinden zu lassen.

Beweise einfordern – aber selber keine bringen

Und schließlich arbeitet Fleischer mit einem weiteren Trick, der Beweislastumkehr: Es könnte ja nicht bewiesen werden, dass bestimmte Technologien nicht außerirdisch wären. Es ist der gleiche Trick, mit dem alle Religionen arbeiten, wenn sie nach Beweisen für ihre jeweilige Gottheit gefragt werden.

So spricht Fleischer etwa in seinem Vortrag auch über die US-Behörde AARO, wo UAPs untersucht werden. O-Ton: „Aber deswegen hat der US-Kongress ja auch, ist abgerückt von diesem Extraterrestrial Dings, also AARO kann glaubhaft sagen, dass sie keine Beweise für außerirdische Sachen haben, weil niemand weiß, ob’s außerirdisch ist.

Aber was die dort geborgen haben, wenn’s nicht außerirdisch ist, dann haben die trotzdem was und können auf die Art und Weise sagen, dass sie nichts Außerirdisches haben. Verstehen Sie, was ich meine?“

Nein.

Die angebliche Verschwörung, über die „niemand“ berichtet

Fleischer berichtet in seinem Vortrag auch über David Grusch, der 2023 vor dem US-Kongress ausgesagt hatte. Die Behauptung des ehemaligen Luftwaffenoffiziers: Die US-Regierung würde seit Jahrzehnten ein UFO-Forschungsprogramm unterhalten und sei im Besitz von nicht-menschlichen Artefakten. Fleischer nennt ihn einen „Zeugen“.

Fleischer behauptet nun: „In den amerikanischen Massenmedien“ sei das „relativ unberichtet vorbeigegangen“. Doch tatsächlich finden sich mit einer einfachen Netzsuche unzählige Artikel zu den Behauptungen von Grusch. Sogar österreichische Medien hatten mehrfach berichtet – und selbstverständlich alle großen US-Medien.

Auch alle wichtigen US-Sender hatten mehrmals berichtet, darunter CNN, ABC und MSNBC. Der linksliberale Sender MSNBC übrigens mit der sehr treffenden Überschrift: „Die Wahrheit ist da draußen. Aber dieser UFO-‚Whistleblower‘ kennt sie wahrscheinlich nicht.“ Denn bei den Aussagen von Grusch gibt es, wie üblich, ein entscheidendes Problem: Er hat keinerlei Belege.

Das angebliche Geheimwissen

Referent Fleischer spielt auch mit angeblich exklusiven Informationen. So wäre er bei einem „quasi geheimen UFO-Treffen im EU-Parlament“ gewesen, behauptet er in seinem Vortrag. Also eigentlich wäre es gar nicht geheim gewesen. Es wäre ohnehin „rein offiziell öffentlich“ gewesen, er wäre nur „der einzige Journalist“ gewesen, „der sich da hin verirrt hatte“.

Dort hätten dann „UFO-Forscher“ aus mehreren Ländern berichtet. Wenn eine Veranstaltung also offenbar schlicht niemanden interessiert, ist sie für Fleischer bereits „quasi geheim“. Netter Trick. Allerdings ebenfalls reichlich durchschaubar.

Fleischer sagt, die Veranstaltung wäre 2024 vom damaligen grünen EU-Abgeordneten Francisco Guerreiro ausgerichtet worden. Eine Veranstaltung zu diesem Thema findet sich etwa im März 2024. Wie geheim diese Veranstaltung war? Nicht so wahnsinnig. Ein Stream steht bis heute ganz offiziell auf Guerreiros YouTube-Kanal. Hier habe ich für Dich aufgeschrieben, wie Du Fake News und Verschwörungserzählungen erkennen kannst.

„Die da oben“ wachen über uns

In der einschlägigen Szene wird der Vortrag von Fleischer in der Landesverteidigungsakademie gefeiert. Kein Wunder, der Auftritt beim Bundesheer wird dem dubiosen Ufologen weitere Reputation verschaffen.

So ist inzwischen auch ein langes Online-Gespräch von Fleischer mit Harald Havas erschienen – der Österreicher ist in der Zeitung Standard für einen „Ufo-Blog“ verantwortlich und hat dort etliche Artikel zum Thema veröffentlicht. Angeblich ohne „Aluhut“, wie es in der Einleitung zur Artikelserie heißt.

Die abenteuerliche Erklärung von Havas, warum Fleischer vor der Landesverteidigungsakademie referieren konnte: „Das ist natürlich kein Zufall, denn es gibt keine Zufälle. Das sind alles Synchronizitäten.“ Synchronizität ist ein Begriff des Esoterikers, frühen Hitler-Verteidigers und Psychoanalytiker Carl Gustav Jung. Der Schweizer bezeichnete so Ereignisse, die nicht kausal miteinander verknüpft sind, aber angeblich irgendwie dennoch miteinander verbunden sein sollen.

Und Havas im Video wörtlich weiter: „Das ist alles von langer Hand geplant, jetzt nicht von uns, aber von unseren Freunden von außerhalb“. Dazu zeigt Havas nach oben. Zur Erinnerung: „Ohne Aluhut“.

Wie ist das nun tatsächlich mit den Aliens?

Bedeutet all der Unsinn aus der Szene, dass es keine „Aliens“ und keine „UFOs“ gibt? Das wissen wir schlichtweg nicht. Tatsächlich ist es durchaus wahrscheinlich, dass es im Universum weitere intelligente Zivilisationen gibt. Nur bedeutet das noch lange nicht, dass diese Zivilisationen in der Lage sind, die riesigen Distanzen im Weltall zu überwinden. Bereits das nächstgelegene Sternensystem, Alpha Centauri, ist rund 4,3 Lichtjahre entfernt.

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Der Avrocar der US Air Force bei einem Flugtest. Bild: Nationales Museum der US Air Force

Mit den Technologien, die wir kennen, würde schon diese Reise rund 40.000 Jahre dauern. Und selbst wenn andere Zivilisationen Technologien zur Fortbewegung entwickelt hätten, die wir uns heute nicht vorstellen können: Wer sagt, dass diese Zivilisationen ein gesteigertes Interesse hätten, einen Planeten von – mehr oder weniger – intelligenten Menschenaffen zu besuchen?

Warum bietet das Bundesheer dafür eine Bühne?

Das alles muss also offenbleiben. Eindeutig aber ist: Die verschwörungsideologische UFO-Szene kann offensichtlich keine Belege für ihre kruden Behauptungen liefern. In seinem Vortrag sagt Fleischer auch: Es könnte sich herausstellen, „dass wir nicht die hellste Kerze auf der Torte sind“. Für einige Personen stellt es sich offensichtlich schon jetzt heraus.

Laut Bundesheer-Sprecher Bauer wäre die Veranstaltung in der Landesverteidigungsakademie eine „Vernetzung mit Experten“ gewesen, „die sich mit Dingen beschäftigen, die hierorts nicht abdeckbar, jedoch von Interesse für das Ressort sind“. Und spätestens hier sollten alle Alarmglocken schrillen.

Eine Spezialität der UFO-Szene sind wirre Behauptungen zu angeblichen (globalen) Verschwörungen. Nur mit angeblichen „Verschwörungen“ funktionieren ihre Behauptungen – denn Sachbeweise haben sie nicht. Und das ist extrem gefährlich: Es ist ein Einfallstor in die Welt der Verschwörungsideologien.

Und das Bundesheer wertet nun Ufologen und andere dubiose Gestalten ganz offiziell zu „Experten“ auf. Sie können sogar in der Landesverteidigungsakademie auftreten, nach eigenen Angaben das „intellektuelle Zentrum des Verteidigungsressorts“. Die entscheidende Frage also ist: Warum bietet das österreichische Bundesheer eine Bühne für Verschwörungsideologien, Ufologie und Esoterik?

Quelle: stand.punkt

 

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