22.10.2025
8.05.2010
"Astronomie und die ETH" - Michael D.Swords betrachtete im amerikanischen "Journal of UFO Studies" von 1992 die parallele Fortentwicklung astronomischer Erkenntnis und den Aufzug extraterrestrischer Ideologien in dem Artikel ´Astronomers, The extraterrestrial Hypothesis, and the United States Air Force at the Beginning of the Modern UFO Phenomenon´. Einige recht interessante Gedanken wollen wir hieraus entnehmen und Ihnen vorstellen.
Zu Beginn des modernen UFO-Phänomens in den späten 1940ern und frühen 1950ern stand die Astronomie in einer neuen dynamischen, aufregenden Phase. Die Theorie des sich ausdehnenden Universums nahm die Gelehrten gefangen, das Alter von Sternen und Galaxien weiter zurückgeschraubt, Theorien über die Ausbildung des Planetensystems überholten sich fast täglich und die Diskussion über potentielles Leben auf Mars und Venus war voll entfacht. Zehn Jahre später bereits begannen sowjetische und amerikanische Raketen ihre Planetensonden zur Venus, dem Mars und zu Planeten des äußeren Solar-Systems zu schicken. Fast jegliche Spekulation war möglich geworden und die astronomische Gemeinde träumte vom Einsatz der Raketen und Satelliten für den Raumflug. Jegliche Diskussion über potentielles außerirdisches Leben beginnt mit dem Planeten Mars, zurückgehend auf den amerikanischen Astronomen Percival Lowell und seinen berühmten "Marskanälen", welche alsbald in der populären Kultur als faszinierendes Konzept Eingang fand und Einfluß auf die Menschen nahm. Die damit verbundenen fundamentalen Ideen und Emotionen betreffs Leben auf dem Mars waren noch nicht vergessen, als die UFOs zu fliegen begannen. Wie man in den astronomischen Büchern jener Epoche nachlesen kann, hatten auch die Astronomen die natürliche menschliche Tendenz aufgewiesen, sich der Romantik hinzugeben und der Hoffnung auf das Wunderbare.
Die Astronomen waren der Faszination erlegen, wenn es um Planeten und der Möglichkeit von außerirdischem Leben ging. Lange Zeit herrschte ein romantischer Enthusiasmus vor und man sponn sich zusammen, dass der Mars einmal soetwas wie die Erde gewesen sei. Schauen Sie sich nur einmal die astronomischen Bücher der späten 50er und frühen 60er Jahre an! Als dann die Ära der Fliegenden Untertassen begann, kam die große Vision auf wonach unser Nachbarplanet die Heimat einer alten, sich überlebten Rasse sei, die nach einem jüngeren und grüneren, ja lebensfreudigeren Planeten Ausschau hielt und dabei Mutter Erde ins Zielkreuz genommen habe. Dieser Idee hingen sogar die Profis nach, wenn auch nicht mit ihren Daten, so doch mit ihren Träumen.
B.P.Sharpless richtete sein Interesse auf die marsianischen Minimonde Phobos und Deimos. Er stellte Besonderheiten in ihren Orbits um den Mars fest, die man nur schwer erklären konnte. Erst Jahre später kam der berühmte russische Astronom und ETH-Spekulant I.S.Shklovskii mit der Hypothese daher, dass die beiden Monde in Wirklichkeit hohle und künstliche Satelliten seien, die von der Mars-Zivilisation gestartet worden wären. Kein Wunder also, wenn sich gegen Ende der 40er selbst Leute vom militärischen Geheimdienst die Frage stellten: "Kommen die Fliegenden Diskuse vom Mars?" Diese Fragestellung hatte bis in die 50er hinein, also zu jener Zeit der hohen UFO-Aktivitäten, ihre Chance. Und selbst ab 1952 gewann dieses Gedankengut ihre akademischen Anhänger. In der UdSSR von damals hatte der radikale Astronom G.A.Tikhoff die "astrobotanische Gruppe" an der Akademie von Khazakstan gegründet; in den USA gründete ein Biologie an der Universität von Neu-Mexiko das Studienfach "Astrobiologie" - der Mars hatte die Wissenschaft irgendwie dazu angetrieben anzunehmen, dass das Leben im Weltraum ein normaler Teil unseres Universums sei. Patrick Moore aus England hatte als Mischung zwischen Astronom, Übersetzer und Fliegende Untertassen-Aufklärer (und -Schwindler) 1954 sein halbpopuläres Werk Guide to the Planets geschrieben. Moore war ein Mann, der sich von den Wundern der Astronomie genauso begeistern ließ wie von der Idee über die Möglichkeit außerirdischen und intelligenten Lebens nachzudenken, auch wenn er sich fast immer violent gegen die UFOs aussprach. Dieser Denkschule hing übrigens auch Donald Menzel an.
Venus, unsere Schwester im All. dass die Venus zum Heimatsitz außerirdischen Lebens wurde, hat seinen schlichten Grund: Die scheue Venus verdeckt ihr Anglitz durch eine dicke Wolken schicht und macht damit den Raum für allerlei Spekulationen auf. Dennoch, sie hatte nie jene vitale Energie der ETH (Hypothese über außerirdisches Leben) eingehaucht bekommen wie vergleichsweise zum Mars, der noch heute "Dank" des Marsgesichts nichts von seiner Potenz eingebüßt hat. Bereits 1932 stiegen Vermutungen auf, wonach die Venus "wahrscheinlich eine Schwester der Erde ist und eine vergleichbare Atmosphäre besitzt". Die Frage kam natürlich auf: Leben Menschen auf diesem Planeten? Die meisten Astronomen jedoch nahmen bald Abstand davon und siedelten Leben auf der Venus maximal auf dem Niveau von Pflanzen an, da die Venus-Atmosphäre zuviel Kohlendioxid enthält. Irgendwie jedoch schlief dann alles rund um die Venus ein und erst nach Beginn der UFO-Phänomenologie belebte sich die Venus-Erkundung im Jahre 1952 neu. In diesem Jahr gab es eine publizistische Explosion über außerirdisches Leben, wobei die Venus noch gut wegkam; auch die Wissenschaft kümmerte sich intensiv um planetare Atmosphären, zufällig als die UFO-Paranoia Ende der 40er hochschoß. Donald Menzel der sein Leben lang enthusiastisch außerirdisches Leben als denkbar hielt und die Venus als eine ET-"Mutter" ansah, überraschte 1952 die Welt mit seinem Anti-UFO-Buch "Flying Saucers".
Harlow Shapley und Edwin Hubble (dem Namensgeber für das fast-blinde Weltraumteleskop) hatten noch Mitte der 40er das Universum in einer Pluralität der Welten aufgezeichnet. Und selbst 1957 hatte Donald Menzel die Pluralität von Planeten in unserem Universum vertreten. Wie Sie sehen ist die Idee von Planeten bei anderen Sonnen gar nicht so neu. Aber ist es nicht interessant zu erfahren, wie enthusiastischen sich die antagonistischsten Anti-UFO-Wissenschaftler sich für außerirdisches und intelligentes Leben einsetzten? ETs als solche ´Ja´, aber ET-fliegende Untertässler ´Nein´ war ihr Bekenntnis.
Die USAF brauchte wissenschaftlichen Ratschlag. Die ´Untertassen´, die im 2.Weltkrieg und 1946 in Skandinavien quasi als Himmelsrätsel mit Thrill-Faktor ihr Debüt gaben, brachten sozusagen 1947 nach Amerika vor. Der militärische Nachrichtendienst brauchte nicht lange, um sich auf eine kurze Liste von Hypothesen zu konzentrieren. Von Anfang an, im Juni und Juli 1947 schon, gab es kaum Zweifel darüber, dass das Phänomen real ist (d.h.keine Scherze oder Halluzinationen). Die Theorien lagen klar vor: a) ungewöhnliches Naturphänomen (Feuerbälle, atmosphärische Lichteffekte etc); b) US-Militärforschungen (Raketen, Ballone, neue Flugzeugmuster); oder c) sowjetisches Militärgerät. Letzteres war die größte aller Herausforderungen. Diese drei Thesen fanden in einem der ersten FBI-Dokumente (E.G.Fitch an D.M.Ladd; Thema: Fliegende Diskuse; 10.Juli 1947) Erwähnung und das Papier ist durch die FOIA freigegeben. Dieses und andere Dokumente weisen die Ernsthaftigkeit des Problems auf der Basis der Kommunikation zwischen dem USAF Pentagon-Geheimdienst und der Bundespolizei FBI nach. Ein weiteres FBI-Papier (Fitch an Ladd, 19.August 1947) zeigt auf, dass die beiden Behörden eine Menge Energie aufwendeten, um festzmachen, ob eine kommunistische Gefahr durch die Meldungen und/oder die Diskuse selbst besteht. Aber man kam mehr und mehr zu dem Verdacht, dass da geheime amerikanische Technologie der Übeltäter sei. Bevor man Zeit damit verschwendete, den eigenen Geheimprojekten nachzuschnüffeln, wurde eine hochrangige Anfrage an den Kommandierenden General des Air Materiel Command (die wichtigste hi-tech USAF-Forschungseinrichtung) gerichtet. General Nathan Twining reagierte und antwortete, dass er nichts über diese Dinger wisse und sie keine amerikanische Luftfahrt-Technologie darstellten. Damit war US-Technologie als Verursacher der Untertassen-Sichtungen ´out´. Die außerirdische Technologie kam zur Sprache. General George Schulgen als Nachrichtendienst-Chef des Pentagon (welche hohe Position!) bereitete eine "Gedenkschrift" für seine Unterstellten vor, damit sie informiert sind, wonach sie Ausschau halten sollten. Das Papier enthält diesen Paragraphen:
"Diese fremden Objekte oder Phänomene mögen aus besonderer Sicht sich als langstrecken-fähige Flugzeuge mit besonderen Flugeigenschaften herausstellen, dazu zählen Charakteristiken wie hohe Beschleunigungen, schnelle Aufstiegsrate, höchste Manövrierbarkeit und die Befähigung in engen Formen zu fliegen. Zum Zwecke der Analyse und Bewertung dieser sogenannten ´Fliegenden Untertassen´, gehen wir bei diesen gesichteten Objekten davon aus, dass es sich um bemannte Maschinen unbekannter Herkunft handelt. Während die Möglichkeit der russischen Herkunft nicht auszuschließen ist, basierend auf bei den Deutschen geborgene Unterlagen und Materialien, die sie in die Hände bekamen, gibt es aber auch die Ansicht von einigen Leuten, wonach diese Objekte in Wirklichkeit eine interplanetarische Maschine irgendeiner Art seien." (Schulgen, 28.Oktober 1947)
Keyhoe bereits hatte es 1950 als unglaublich angesehen, dass die Russen solch ein Gerät entwickelt haben sollten um dann dieses ausgerechnet den USAF-Offizieren vorzuführen, eine "Geheimwaffe", die alle irgendwie doch kennen, ist keine Geheimwaffe mehr. In den frühen Tages des Projekt ZEICHEN, geführt vom ATIC (Air Technical Intelligence Center; genannt die T-2-Geheimdienstabteilung von Wright-Patterson´s AMC), stellte man fest, dass man dort weiterhin überzeugt sei, dass die UFOs reale Objekte sind und die Leute beim ATIC sich neu orientierten. Jene, die überzeugt waren, dass die UFOs von sowjetischer Herkunft seien, begannen nun ihr Auge auf den Weltraum zu richten. Swords zu seinen Lesern: Nicht weil sie irgendeinen Beweis dafür hatten, dass die UFOs aus dem Weltraum kommen, sondern nur weil sie überzeugt waren das UFOs existieren und nur eine unbekannte Rasse mit einer hochentwickelten Technologie die beschriebenen Geräte bauen könnten.
Das Projekt ZEICHEN-Personal (Captain Robert Sneider, Major Raymond Llewellyn, A.B.Deyarmond, Alfred C.Loedding und Lawrence H.Truettner) kamen und mehr zur Ansicht, dass die ET-Technologie-Hypothese am tragbarsten von allen Theorien sei. Nach dem Geschehen rund um den sogenannten Chiles-Whitted-Vorfall vom 24.Juli 1948 und einer umfangreichen USAF-Erhebung dazu war das Projekt völlig aus dem Häuschen [obwohl die heutige Erkenntnis darauf beruht, dass das auslösende Objekt ein grob fehlverstandener Meteorit war]. (Jeder Forscher kann dies selbst nacherleben, wenn er sich die Mikrofilm-Dokumente dazu anschaut und das Niveau der Aktivitäten mit dem aufgewendeten T-2-Personal darin erfährt.) Dieser Fall diente als Schwellen-Ereignis und das Projekt ZEICHEN-Personal bereitete die "Einschätzung der Situation" vor, welche ans Pentagon ging. Hierin wurde suggeriert, dass die UFOs außerirdische Fahrzeuge seien. Doch der Bericht wurde in den höchsten Rängen zurückgewiesen. Die ganze Story hierzu wird man wohl nie richtig in Erfahrung bringen, was dagegen bekannt ist, ist die Tatsache, dass bald darauf das ganze militärische Kontigent des Projekt ZEICHEN abgezogen wurde und Zivilisten das Projekt übernahmen. Weiterhin wurde eine außenstehende Gruppe von Beratern angestellt, um verschiedene Meinungspapiere über verschiedene Elemente des UFO-Phänomens anzufertigen. Diese Papiere wurde zu einem dicken Dokument namens Technical Report: Unidentified Flying Objects Project Grudge (der neue Kodenamen für die weitere UFO-Untersuchungsbemühung) zusammengefaßt und im August 1949 freigegeben.
Für Studenten der UFO-Historie bedeutet dieser Bericht eine wahre Fundgrube, aber für unsere Zwecke sollen heute zwei Facetten ausreichen: 1.) Anhang D: Einige Überlegungen zur Interpretation von Berichte über unidentifizierte Flug-Objekte von Dr.George E.Valley. 2.) Anhang E-2: Raumschiff-Überlegungen von Dr.J.E.Lipp. George Valley war ein multidisziplinärer Physiker am MIT und Mitglied des USAF Science Advisory Committee. Er war Nuklearphysiker, Massen-Spektroskopie-Experte und Projektleiter bei einem massiven Kriegsprojekt zur Entwicklung des Radar-Systems (dem RADLAB). Valley hatte Interesse an Astronomie und forschte am Colorado-Labor für kosmischen Strahlung. Er selbst hielt Vorträge über künftige Antriebe für den Weltraumflug und hing der "extraterrestrischen Hypothese" nach. James Lipp war Aeronautik-Ingenieur und Abteilungsleiter bei der RAND Corporation.
RAND initiierte 1946 eine multidisziplinäre Forschung und bildete einen "think-tank" für die Douglas Aircraft Company. Dies war der Beginn des sogenannten "Project RAND", welches durch USAF-Mittel gefördert wurde, um Forschungen in Richtung neue Treibstoffe und Antriebssysteme, neue Radar- und Flugzeug-Designs sowie Nuklearenergie-Systeme zu betreiben. Und da UFOs definitiv ein multidisziplinären Problem darstellen, spannte man RAND dafür ein, wofür sich sogar sein Direktor Franklin Collbohm (ehemaliger Spezialberater des Kriegs-Ministers) begeisterte. Wie auch immer, schließlich fügte Lipp einen Bericht zur außerirdischen Hypothese an. Schlußendlich kam man zur Folgerung, dass die Besucher aus dem Weltraum als Möglichkeit angesehen wurden, dies aber sehr unwahrscheinlich sei.
Nach Swords fand er keinerlei dokumentarischen Beweis dafür, dass das Militär die Wissenschaftler irgendwie manipulierten oder "stutzten", wie er sich ausdrückte, obwohl dies für sie ein leichtes Spiel gewesen wäre. Swords spricht sogar der USAF Fairneß zu, da sie den regierungsunbelasteten A.Hynek als astronomischen UFO-Berater holte und nicht den UFO-Debunker Menzel, der seinerzeits bereits an einigen Regierungsprojekten mitgearbeitet hatte (und übrigens im Mai 1949 selbst ein UFO gesehen hatte). Warum allerdings Clyde Tombaugh nie in Frage kam, als Berater zu diennen, ist ungewiß. Tombaugh war ein exzellenter Observatoriums-Astronom und als Entdecker des Planeten Pluto weltberühmt. Er arbeitete an verschiedenen Geheimprojekten des Militärs die hauptsächlich darauf abzielten, Beobachtungs- und Verfolgungs-Techniken für die bald aufkommenden und erwarteten Satelliten zu entwickeln. Tombaugh hatte nicht nur ein seltsames "aerial object" selbst gesehen, sondern gelegentlich sich auch sehr liberal zu dem UFO-Thema ausgesprochen. Ein weiterer Kandidat wäre der Neu Mexikaner und USAF-Berater Dr.Lincoln LaPaz gewesen, der ebenso ungewöhnliche Objekte in der Luft gesehen hatte. Seine Meinungen variierten mit den Jahren, einmal war er liberal und offen und dann wieder spöttisch. Wie bekannt war er an den "Grünen Feuerbällen" von 1949/1950 sehr interessiert, die damals rund um Los Alamos für Aufregung sorgten und interdisziplinär von einer kleinen Gruppe erforscht wurden, darunter befand sich auch der USAF-Berater Edward Teller. LaPaz war völlig überzeugt, dass die Grünen Feuerbälle künstliche Konstrukte waren, aber ob sie nun nach seiner Meinung von US-amerikanischer, sowjetischer oder ET-Herkunft waren, läßt sich aus seinen Unterlagen leider nicht ablesen.
Auch der deutsche Raketenexperte Hermann Oberth wäre ein Kandidat gewesen, der sich zudem als ausgesprochener Unterstützer der ET-Hypothese hinsichtlich der UFOs zeigte und dies in einem 1955er Artikel namens "Sie kommen aus dem Weltraum" weltweit kundtat, wobei er jedoch feststellte, dass bisher kein einziger UFO-Absturz offiziell festzustellen sei, was natürlich diese These noch mehr schwanken läßt. Wie auch immer, Allen Hynek hielt einige Wochen nach dem CIA-Robertson-Forum Anfang Januar 1953 einen Vortrag, von dem noch eine Bandkopie im CUFOS-Archiv vorliegt und aus der Swords zitiert: "Nichts hat die öffentliche Phantasie so angeregt wie die Fliegenden Untertassen; aber ich habe ein bißchen damit zu tun. Wright Field ist recht nahe zu Columbus und vor ein paar Jahren fragte man mich deswegen, ob ich einmal die Unterlagen durchsehen würde. Bisher fand ich dort keinen realen Beweis für irgendetwas, was man wirklich eine echte Fliegende Untertasse nennen könnte." Sein ganzes Leben über war Hynek von den großen interstellaren Entfernungen beeindruckt und fand keine Lösung, um dieses Problem bewältigen zu können. Dennoch glaubte er, dass die UFOs irgendetwas extrem wichtiges darstellten und sie irgendwie auch weit jenseits der amerikanischen oder sowjetischen Technologie stehen. 1953 schrieb er sogar an seine USAF-Vorgesetzten, dass er das UFO-Phänomen als das Produkt irgendeiner Technologie halte, die nicht einfach nur nonterrestrial sei und einige paranormale oder ultradimensionale Komponenten enthalte. Man kann also davon ausgehen, dass die USAF nur praktisch dachte und Hynek aus der Nachbarschaft herbeizitierte, um einen Berater zu haben. Dies ist wohl das ganze Geheimnis, warum gerade Hynek und nicht ein anderer...
Keiner blickte so recht durch...
Das FBI-Dokument von V.P.Keay an A.H.Belmont vom 27.Oktober 1952 zeigt einmal mehr auf, wie leicht die Katzen durchdrehen, sobald ein Hund am Ende der Straße aufkreuzt. Colonel C.M.Young, Executive Officer von Major General John A.Samford, Direktor des Luftwaffen-Nchrichtendienstes, gab durch, dass am 23.Oktober ein weitere aktuelle und glaubwürdige Sichtung der Air Intelligence gemeldet worden war. Ein Marine-Fotograf befand sich mit dem Wagen auf dem Trip durch die USA, als er eine Reihe von Objekten am Himmel ausmachte, die ihm wie Fliegende Untertassen erschienen. Er hatte sie gefilmt (Newhouse-Film) und übermittelte freiwillig das Material an die Air Intelligence, welcher die Aufnahmen dem ATIC zur Studie übergab. Der Luftwaffengeheimdienst sah diesen Fall als weiteren Hinweis für Fliegende Untertassen zu diesem Zeitpunkt an, obwohl er allgemein davon ausging, dass die Untertassen nichts mehr als optische Illusionen oder atmosphärische Phänomene sind, gleichsam aber hatten einige offizielle Militärs sich ernsthaft geäußert, dass man auch die Möglichkeit interplanetarischer Schiffe in Betracht ziehen sollte, siehe das Projekt ZEICHEN-Resultat.
Und für die Verschwörungs-Fans brachte Swords noch ein bißerl Öl für´s Feuer ein. Hynek selbst hatte das Gefühl, dass er und das Blaubuch-Projekt nicht immer die besten Fälle zugeschanzt bekamen. In einem 1967er Telefongespräch zwischen dem UFO-Forscher William Weitzel und Hynek äußerte sich Weitzel, dass wohl die besten Fälle gleich vorab nach Colorado und dort zum Air Development Command gingen. Daraufhin antwortete Hynek: "Dies ist wahr. Gelegentlich las ich in der Flying Saucer Review bessere Fälle, als ich sie bekam." Swords: "Ob nun das Pentagon ein mehr oder minder sensitives duales UFO-Überwachungsprogramm besitzt oder besaß ist öffentlich nicht bekannt." Hynek dagegen soll ernsthaft daran gedacht haben. In Erinnerung behalten sollte man jedoch, das in Colorado das Nervenzentrum der amerikanischen Luftraumverteidigung sitzt und dieses wohl automatisch Priorität bei bestimmten Vorfällen einberaumt bekam, sobald irgendwie aktuelle und dramatische Ereignisse geschahen, die relevant für die akute Luftraumverteidigung sein können. Dies sind insbesondere via Radarortung festgestellte und schnellbewegliche Targets, deren Herkunft unbekannt ist und die aus ihrer Flugbahn heraus eine potentielle Bedrohung der nationalen Sicherheit sein können.
´Normale´ UFO-Sichtungen waren dies sicherlich nicht gewesen. Außerdem übertrieb Hynek ein bißchen, da die Blue Book-Unterlagen durchaus dramatischste UFO-Fälle aufzuweisen haben. Die Kommandostruktur und Befehlsausgabe war eindeutig: UFO-Sichtungen im besten Wortsinne waren alleinig und ausschließlich nur dem UFO-Projekt Blaubuch vorzubringen. Bis heute hat niemand einen dokumentarischen Nachweis für einen andersweitigen oder gar jenseits des roten Faden liegenden Befehl vorlegen gekonnt. Innerhalb der Infrastruktur hätten zudem zwei Anlaufstellen für unnötige Verwirrung gesorgt.
Sicher, die Central Intelligence Agency war eine zeitlang wegen der UFO-Affäre besorgt, aber dies nur aus Gründen der nationalen Sicherheit. Das Robertson-Forum beschloß nach Abschluß seiner Betrachtungen zum UFO-Phänomen (hier wurden die bis Dato besten Fälle vorgelegt und diskutiert!) eine Politik der aktiven Aufklärung über UFOs zu empfehlen, um die UFO-Thematik herunterzuspielen - siehe hierzu die Ereignisse vom Sommer 1952 in der US-Hauptstadt, wo der ganze militärische Apparat wegen UFO-Meldungen und Mediennachfragen zusammenbrach (und dies alles nur wegen Temperaturinversionswetterlagen). Bei dieser Sitzung war kaum etwas mehr von dem allgemeinen Enthusiasmus der anwesenden Wissenschaftler und Astronomen über die Frage nach der ETH zu verspüren, vielmehr sah man solche Fragenkomplexe nun aus dem Licht des öffentlichen Spaßes an, an dem die Behörden nun schwer zu kauen hatten.
Im "Journal of UFO Studies" für 1994 finden wir zu unserer Überraschung den Beitrag eines ufologischen "Geheimnisträgers" - Ex-Col.Robert J.Friend von der USAF, ehemals Chef des Projekt Blaubuch in den Jahren 1958-1963; dies als Reaktion auf einen Beitrag, welchen das amerikanische JUFOS abgedruckt hatte und dessen Inhalt Sie im MG 6-1993 ["Astronomie und die ETH"] von W.Walter vorgestellt bekamen. Wie wir nun erstaunt zur Kenntnis nehmen müßen: Führendes Personal der amtlichen UFO-Ermittlung liest die seriöse UFO-Literatur um auf dem laufenden zu sein! Klar, wer einmal vom UFO-Virus erfaßt wurde, will es wissen und kann nicht mehr so schnell abtreten. Gleichsam bedeutet die Wortmeldung von Col.Friend, dass ehemalige "Geheimnisträger" doch nicht jene Informationen & Fakten besitzen, wie UFO-Paranoiker ihnen unterschieben... Col.(aD) Robert J.Friend wird Sie jedoch mit einigen Aussagen und Feststellungen überraschen, die ein gänzlich ´neues´ Bild auf Project Blue Book zulassen und es in unserer Achtung etwas höher steigen lassen. Wie es ausschaut ist noch lange nicht da letzte Urteil über den Wert und die Absichten dieses Pentagon-UFO-Programms gefallen.
"Ich bin sicher, dass Sie sich der semantischen Schwierigkeiten bewußt sind, welche mit der Diskussion von unidentifizierten Phänomenen verbunden sind. Die meisten Menschen verstehen UFOs als Fliegende Untertassen und meinen damit irgendeinen Typ von Raumfahrzeug, direkt oder indirekt intelligent kontrolliert, aber auf jeden Fall von außerirdischem Ursprung. Ein unidentifiziertes Flug-Objekt muß damit gleichwohl nicht gemeint sein - UFO steht einfach für ein in der Luft gesehenes Objekt, dessen Beobachter keine Ahnung haben, was seine Herkunft oder Identität ist. Fliegende Untertasse bringt als Phrase gleich eine gewiße Identifizierung mit, auch wenn Herkunft und Zweck noch unbekannt ist. UFO beinhaltet, dass rein gar nichts über die Natur des Phänomens bekannt ist. Während meiner Dienstzeit als Direktor des USAF aerial phenomena-program versuchte ich mit Allen Hynek´s Unterstützung, diese Begriffe wieder und wieder zurechtzurücken, außer- und innerhalb der Luftwaffe jedoch war es derzeit schon vergebens.
Während der Jahre 1958-1962 waren wir bei Blaubuch durchaus auf dem laufenden und sahen die ansteigende Bedeutung der ETH mit besonderer Sicht auf Mars und Venus. Wir hatten kein verengtes Sichtfeld und kümmerten uns intensiv um astronomische Erkenntnisse, wir konnten mithalten. Zu meiner Dienstzeit hatten wir ein Spezialistenforum bereitstehen, um signifikante Fälle mit Astronomen und Physikern in unserem Stab zu diskutieren. Nebenbei gesagt, Dr.Donald H.Menzel hat einige Wochen auf WPAFB verbracht, um alte und neue Fälle zu begutachten, wobei er auch einige wertvolle Ratschläge gab. Dr.Hynek holte sogar Ratschläge von einigen seiner Kollegen ein. Sicher, all diese Möglichkeiten, Informationen und Ratschläge konditionierten unser Denken. Gleichzeitig war uns bewußt, wie gefährlich es werden konnte, wenn man unzureichend reflektiert und dabei die Objektivität verlieren kann, die dann unsere Untersuchungen und Analysen beeinflußen könnten. Wir arbeiteten ernsthaft und unverkrampft, doch Außenseiter warfen uns vor, konkrete Beweise zu besitzen - ein Vorwurf ohne Grund.
Blaubuch diskutierte die Möglichkeit von Leben irgendwo im Universum, auch sprachen wir über den interstellaren Flug. Die meisten von uns hatten keine Probleme damit, davon auszugehen, dass es da andere Zivilisationen jenseits unserer heutigen Wissenschaft und Technologie im Kosmos geben kann, die die uns bekannten Probleme mit interstellaren Reisen gemeistert haben mögen. Während wir die Wahrscheinlichkeit von extraterrestrischen Leben akzeptierten und interstellaren Flug für denkbar hielten, hatten wir dennoch durch die uns gemeldeten UFO-Sichtungen hierfür keinen andenkbaren Beweis. Dies führte natürlich zur wissenschaftlichen Einstellung bei unseren Experten, dass derzeit unser Planet weder von direkt oder indirekt gesteuerten Fahrzeugen fremder Intelligenzen angesteuert wird.
Niemals lehnte auch die USAF die Möglichkeit von der Existenz außerirdischen Lebens oder Besuche durch fremde Raumschiffe ab, aber sie betonte richtigstellend auch, hierfür keine Beweise vorliegen zu haben. Wie wir alle wissen ist die primäre Anstrengung der USAF gewesen, festzustellen ob der Inhalt von UFO-Sichtungen irgendeine Bedrohung der Sicherheit von den Vereinigten Staaten darstellt. Gemeinhin wird nun angenommen, dass wir dann dort nur diesem Ziel folgten und alles andere ausschloßen. Nichts kann weiter von der Wahrheit sein, als diese Annahme. Wir hatten auch wissenschaftliches Interesse und versuchten aus den Sichtungen Signatur-Daten abzuleiten, ebenso waren einige Mühen aufgewendet worden, um durch die Untersuchung echte und neue wisseschaftliche Informationen zu gewinnen. Natürlich lief dies mit geringer Priorität.
Während des 2.Weltkriegs wurden quer durch die USA an strategischen Punkten Spezialisten-Teams, bestehend aus Geheimdienstleuten-Wissenschaftlern-Technikern, eingesetzt, deren primäre Aufgabenstellung es war, nach japanischen Ballonbomben zu suchen und sie zu neutralisieren. Bald nach der Arnold Sichtung von 1947 wurden diese Abteilungen dazu berufen, ihre Arbeit auf die Untersuchung von Sichtungen unidentifizierter Phänomene auszudehnen, die unseren militärischen Quellen zu Ohren kamen. Diese unerwartete Hilfe verloren wir jedoch mit Beginn des Korea-Kriegs, da die entsprechenden Teams ins Kriegsgebiet verlegt wurden..."
Quelle: CENAP Archiv