7.10.2025
21.04.2010
´UFO-Wellen´, von Thomas E. Bullard, USA
aus: ´International UFO Reporter´, Nov./Dez.1988
Eine gute Sichtungswelle zeigt auf, wie spektakulär das UFO-Phänomen sein mag. Viele erfahrene UFOlogen führten ihr ursprüngliches Interesse auf eine der großen Wellen zurück, und sie sind auch die Meilensteine in der Geschichte des Themas. Ein populärer Enthusiasmus kommt während dieser Wellen auf, und UFO-Organisationen gewinnen in diesen Zeiten besonders viele Mitglieder neu hinzu. Vor 1973 überschwemmte jede neue Welle periodisch die Forscher, aber heutzutage ist man besser organisiert und kann effektiv mit den neuen Anbrandungen fertig werden. Wellen scheinen das glaubwürdigste Muster für das UFO-Phänomen mit sich zu bringen. Auch wenn diese Wellen fehlen, bleibt das Thema als Rätsel erhalten. Gewöhnlich haben Autoren wie Aime Michel und Jacques Vallée solche deutlichen Wellen in Verbindung mit Mars und anderen Himmelskörpern gebracht. Einige UFOlogen haben ihr besonderes Interesse an Wellen ausgerichtet, nachdem Vallées Arbeit mitten der 60er Jahre bekannt wurde. Auch wenn seit langer Zeit keine Wellen mehr auftreten, ist unser Interesse nicht versiegt, denn inzwischen haben wir es mit Entführungen, Abstürzen und anderen Dingen von hoher Fremdartigkeit bei dem Phänomen UFO zu tun, die unsere Aufmerksamkeit aufrechterhalten. Aber wir können trotz ihrem Mangel derzeit viel über die Wellen lernen. Wir haben Robert G. Neeley jr umfangreiche Aufzeichnungen der Welle von 1896-1897 zu verdanken. Dazu kommt eine umfangreiche Betrachtung der englischen Welle von 1913 sowie Ted Bloechers ausgezeichnete Untersuchung der Ereignisse von 1947 und Loren Gross´ detailierte und noch laufende Arbeit über die heutige Zeit.
Wellentypen
Eine UFO-Welle ist der bemerkenswerte und zeitweise feststellbare Anstieg von Sichtungsberichten über die normale Rate hinaus. In den frühen Tagen der modernen Ära nannten die Militärs solch ein Ereignis einen "Flap". Wie Richard Hall andeutete, ist dieser Begriff daraufhin zurückzuführen, weil es durch eine ansteigende Flut von UFO-Berichten viel Aufregung und Verwirrung gibt. Im Laufe der Zeit wurde ein weniger schillernder und eher neutraler Begriff zur Standardbezeichnung für diese Ereignisse - Welle. Wie Hall in "The UFO Evidence" schon 1964 schrieb, ist er sich sehr wohl bewußt, daß es verschiedene Arten von Wellen gibt. Er unterscheidet zwischen Flaps als Anstieg von Sichtungen in Kombination mit Medien-Berichterstattung und Konzentrationen von ansteigenden Sichtungen ohne Presse-Begleitung. Folgendes Schema soll die Wellen in vier Kategorien einteilen:
1. Kurzzeitiger, lokaler Anstieg. Damit sind kleine Sprünge von UFO-Meldungen zu verstehen, die relativ kurzfristig auftreten und auf ein kleines Gebiet beschränkt sind. In diesem Zusammenhang denkt man als aktuelles Beispiel an die Gulf Breeze-Geschichte in Florida. Während die Anzahl der Berichte beachtenswert ist, bleibt doch ihre Ausdehnung beschränkt und die Periode der größten Aktivität ist auf ein paar Monate beschränkt. Die "wieder auftauchenden Lichter" von Welsh Anfang 1905 liegen ebenfalls in dieser Kategorie , denn die ganze Angelegenheit dauerte nur ein paar Monate. Kleine Gemeinden mögen kurzfristig zum Brennpunkt der Ereignisse werden, wie z. B. Plattsburgh, New York, im Sommer und Herbst 1955; Piedmont, Missouri, Anfang 1973 oder Belleville, Wisconsin, im Winter und Frühjahr 1987.
2. Langanhaltender, lokaler Anstieg. Wiederkehrende "Geister-Lichter" sind ein gutes Beispiel für diesen Typ von Welle. Sie tauchen in vielen Gebieten auf. Die bekanntesten sind jene von Hornet, Missouri, die Marfa-Lichter von Texas, die Brown Mountain- und Maco Station-Lichter von North Carolina. Diese Lichter besitzen schon eine lange Geschichte und tauchen immer wieder am Ort auf; gewöhnlich nennt man sie dann auch nach dem Namen des Ortes. Während die Geisterlichter nur eine geringe Bedeutung als UFOs haben, gibt es doch sogenannte "heimgesuchte" Gebiete oder "UFO-Fenster" die ebenfalls Beispiele für langanhaltende Sichtungen in geografisch beschränkten Zonen sind. Warminster und das Pennine Mountain-Gebiet in England sind Stätten, an denen UFOs langfristig gesehen werden, wie überhaupt West-Wales seit vielen Jahren dafür bekannt ist. Das Hessdalen-Tal von Norwegen und die Region des Tujunga Canyon in Kalifornien sind bekannt für ihre seit Jahrzehnten anhaltenden Sichtungs-Ausbrüche. Nicht nur, daß diese Gebiete eine ungewöhnliche Anzahl von Berichten mit sich bringen, dort gibt es auch Konzentrationen, die auffällig sind. Nehmen wir z. B. das Frühjahr 1977 für die Pennines und den Winter 1981 bis 1982 in Hessdalen. Andere Gebiete mit langer, aber vielleicht nicht so spektakulärer Historie sind bekannt für große Aktivitäten, die über dem normalen Niveau liegen. Das Unitah Basin in Utah erlebte eine solche Welle jeweils Ende 1966 und 1967. Ein ständiger Strom von Sichtungen aus dem Yakima-Indianer-Reservat in Washington brachte zwischen 1972 und1974 zwei Wellen mit sich. Die Region des Hudson Valley von New York war vor 1983 überhaupt nicht auffällig, aber während des Winterendes und des Frühjahres des betreffenden Jahres sowie im Sommer 1984 gab es dort Epedemien von "Nur-Flügler"-Sichtungen, und seither sind Sichtungsberichte dort erhöht.
3. Kurzzeitiger, flächenhafter Anstieg. Diese Kategorie beinhaltet jene Art von Wellen, wie sie im allgemeinen verstanden wird. Ein plötzlicher und intensiver Ausbruch von Sichtungen über ein weites Gebiet hinweg und einer Dauer von ein paar Wochen oder ein paar Monaten. Jeder Informierte kennt die nachfolgende Liste solcher Ereignisse:
1896 - 1897 die Airships in den USA, Kanada, Sibirien;
1933 - 1934 die Geisterflieger in Skandinavien;
1946 die Geisterraketen in Skandinavien und anderswo;
1947 die Fliegenden Untertassen in den USA;
1950 Nord-Amerika;
1952 Nord-Amerika und anderswo;
1954 Frankreich, Italien, Südamerika;
1957 USA, Südamerika;
1973 USA und anderswo;
1978 Italien, Australien.
Die geografische Verteilung der Aktivität selbst der klassischen UFO-Wellen ist sehr unterschiedlich. Internationale Wellen betreffen verschiedene und meist weit auseinanderliegende Länder. Die Wellen von 1896 bis 1897 und 1952 besaßen internationales Auftreten, waren aber hauptsächlich auf Nord-Amerika beschränkt. Die Geister-Flieger-Aktivitäten betrafen zurselben Zeit England und die USA, während die Geister-Raketen weitverstreut in Europa und den USA auftraten. Vielleicht das beste Beispiel für eine internationale Welle ist jene von 1954, als Europa und Südamerika, aber auch viele andere Gegenden der Erde, im Zentrum der Beachtung standen. Die Wellen von 1957 und 1978 wiederholten diese Muster wieder, denn auch sie traten jeweils wieder in zwei voneinander getrennten Ländern auf, in denen sich die Aktivitäten hochschaukelten. Nationale Wellen können Nahbereichs-Wirkungen zeigen. Die UFOs erschienen 1947 und 1950 weltweit, aber die Aktivitäten, die zu Wellen führten, betrafen nur Nordamerika. Diese Wellen sind folgende:
1892 die Airships im russischen Polen;
1959 Neu Guinea, Australien;
1962 Argentinien;
1980 die Volksrepublik China.
Einem dritten Muster folgen regionale Wellen, die zwar nicht die ganze Nation erreichen, aber dennoch über eine enge örtliche Begrenzung hinausgehen. Die grünen Feuerbälle von 1949 frequentierten den amerikanischen Südwesten, und Hall spürte einige weitere fast vergessene Anstiege auf: Nordkalifornien erfuhr eine erhöhte Aktivität für eine Woche im August 1960; das nordwestliche New Jersey für zwei Wochen im September 1962 und das südliche Illinois für mehr als zwei Wochen im August 1963. Zu dieser Liste kann man die Wellen von West Virginia im Oktober 1978, die vom kalifornischen San Fernando Valley von 1979 und jene während des Jahreswechsels 1985/86 in Pennsylvania rechnen.
4. Langanhaltender, flächenhafter Anstieg. Einige bekannte Flap-Jahre sind bewußt aus der obigen Liste herausgehalten worden. Dies geschah, weil sich hier eine seperate Kategorie des Wellenphänomens auftut. Es zeigt sich ein Aktivitäsanstieg, der noch höher als bei einer "Hauptwelle" liegt. Wenn die gewöhnliche Welle eine Epedemie von Sichtungsberichten darstellt, dann haben wir es nun mit einer Superwelle wie bei einem Seebeben zu tun. Drei solche Perioden kennt die UFO-Geschichte: Die Ausbrüche der Airships und Airplanes von 1908 bis 1910 und 1912 bis1916 und die UFO-Aktivität zwischen 1964 und 1968. Die Periode 1972 bis 1974 kann ebenfalls dazugerechnet werden. Solche Seebeben-Wellen sind charakterisiert durch einen überall feststellbaren Anstieg von Sichtungen. Zum Beispiel beinhaltete das Jahr 1909 eine große Airship-Welle zwischen März und Mai in England und Irland. Eine lokale Welle gab es beim kalifornischen Salton See im Mai und Anfang Juni, eine gewaltige Welle von Juli bis August in Neu Seeland und eine abgeschwächte Welle im August in Australien. Im selben Monat gab es eine regionale Airplane-Welle in New England und New Jersey, die sich bis zum Dezember hinzog, um sich dann bis Anfang 1910 über die südlichen Staaten zu bewegen. Untersuchungen aus Schweden, Rußland und Österreich weisen ebenso für den Sommer, Herbst und Anfang Winter auf erhöhte Aktivitäten hin. Auch scheint die Zahl von sporadischen Sichtungen bei Wellen weitaus höher zu sein, als gewöhnlich. Die Periode 1964 bis 1968 brachte eine komplexe UFO-Aktivität hervor, die jeder Beschreibung spottet. Lokale Wellen zentrierten sich in Exeter, New Hampshire (1965), im Wanaque-Reservat, New Jersey (1963 und Dexter, Michigan, 1966). Virginia (1965), das Ohio Valley (1966-67), das Unitah Basin (1966 bis 1967) und die Region der Pennine Mountains (1967) wiesen deutliche Aktivitäten auf. Wellen von nationalem und internationalen Charakter trafen Südamerika (1964, 1967 bis 1968), die Sowjetunion und England (1967), während Wellen in den ganzen USA in der ganzen Zeit vorherrschten. Wollte man ein Ressümee aus diesen Jahren ziehen, wäre dies eine der umfangreichsten Forschungsarbeiten überhaupt. Man kann aber jetzt schon sagen, daß die Quantität und weltweite Verteilung der Berichte, die Dichte und die Regelmäßigkeit ihrer Konzentrationen in diesen Jahren einmalig war, eine Seebebenwelle, die sonst bisher noch nicht festzustellen war.
Die Struktur der UFO-Wellen
Wellen ähneln Schneeflocken - keine zwei sind identisch. Dennoch besitzen alle Wellen einige Gemeinsamkeiten. Bei den bekanntesten Wellen, also jenen mit breiter Streuung und kurzer Dauer, folgen die Ereignisse zwei deutlichen Mustern. Einmal ist da der explosive Ausbruch von plötzlichen UFO-Aktivitäten, die schnell einen Gipfel erreichen und dann abflachen. Dies ist ein Muster, das wir intuitiv für die Wellen von 1896, 1947, 1957 und 1973 feststellen. Die Alternative dazu ist, daß sich die Aktivität langsam aufbaut und der Gipfel erst nach Wochen oder Monaten erreicht wird, um dann langsam wieder auf das normale Niveau herabzusinken. Die Wellen von 1897, 1909 (New England), 1913 (England), 1946, 1952 und 1954 entsprechen dieser Charakteristik, wozu auch die auf niedrigerem Niveau laufenden Wellen vom Unitah Basin und dem Hudson Valley zählen. Ob nun diese Explosionen eine echte Charakteristik dieser Wellen sind, oder ob dere Umstand, daß darüber berichtet wird, zu den verzögerten Wellen führt, sei zunächst einmal dahingestellt. Die Wellen von 1896/97 können als Paradebeispiel für die restlichen gelten. Man weiß recht viel darüber, mehr als über viele andere - einmal abgesehen von jener Welle im Jahr 1947. Fast vollständige Aufzeichnungen sind darüber erhältlich und bieten die Möglichkeit einer Strukturstudie einer Wellenepisode im Detail. 1896 war das Explosionsmuster deutlich. Als Anwohner von Sacramento ein Airship-Licht am 17. November meldeten, trompeteten die Zeitungen den Fall am nächsten Tag hinaus. Man fand heraus, daß in den Tagen und Wochen zuvor das Airship-Rätsel in den lokalen Zeitungen nicht einmal auf der Rückseite eine Meldung Wert gewesen war! In Wirklichkeit waren einige Phantom-Ballone aus Kanada während des Sommers und Herbst gemeldet worden, ein doppelköpfiger Meteor hatte das nördliche Kalifornien im Ende Oktober überflogen hatte, und es hatte Ankündigungen über die Erfindung einer neuen Flugmaschine im Osten gegeben, die sogar bis auf die Titelseiten gelangten. Aber nichts wies namentlich direkt auf Airships hin.
Als Folge der Veröffentlichungen kamen dann Meldungen über vorherige Sichtungen auf. Aber dies geschah auch erst, nachdem der Sacramento-Vorfall unvorhergesehen und unerwartet auftrat. Die Publizität allein führte dann zu zusätzlichen Sichtungen von Airships innnerhalb der nächsten zwei Tage. Dann erschien das Phänomen am 20. November erneut in Sacramento und am 21. war es über Oakland. An diesem Tag druckten einige weitere Lokalzeitungen im nördlichen Kalifornien Berichte über örtlich gesehene Airships ab. Publik wurde auch, daß ein Anwalt den Erfinder des Airships kenne, und dies verhalf den Berichten zu Glaubwürdigkeit. Am 22. kamen Berichte aus Sacramento und Oakland, und nun begann sich die Welle auszubreiten. San Francisco begann fremde Lichter zu melden, und die Zeitungen vom 24. und 25. begannen zahllose Sichtungen von Anwohnern der umliegenden Orte abzudrucken. Die Zeit vom 24. bis 26. November erwies sich als die produktivste Phase der Sichtungsberichte, aber auch der Rest des Monats brachte Meldungen mit sich. Die Welle breitete sich dann aus: Die Berichte kamen nun aus dem Norden, wie aus Red Bluff und Arcate und aus dem Süden vom San Joaquin Valley bis nach Los Angeles. Nun wurde auch Nevada von der Welle überrollt, und ein Bericht kam aus dem fernen Norden, aus Tacoma in Washington. Die Aktivität war in der ersten Dezember-Woche etwas abgeflaut. Aber viele Wochenzeitungen griffen nun Berichte aus den Wochen zuvor auf, die bisher noch nicht abgedruckt worden waren. Nun tauchten auch clevere Schwindel auf, die in dieser späteren Phase charakteristisch für die Welle wurden: Ein Mann behauptete, mit einem Airship nach Honolulu geflogen zu sein. In einem Bericht wird von der Begegnung mit fürchterlichen Marsianern gesprochen. Und zwei Scherzbolde warfen einen alten Öltank mit Airship-Aufbauten in einen Weiher. Spöttische und humorvolle Darstellungen begleiteten die Airship-Geschichten von Anfang an. Aber je mehr sich die Welle ausbreitete, umso markanter und aggresiver wurden sie auch. Die Zeitungen barsten Anfang Dezember nahezu vor Airship-Berichten. Bis Mitte des Monats flaute die Welle dann ab. Die meisten Berichte kamen in dieser Zeit aus Nevada. Bis Ende Januar kam gerade noch ein Bericht aus Kalifornien und zwei aus Arizona herein. So rasch, wie sie aufgetaucht war, endete die Airship-Welle von 1896 auch wieder. Sie erfreute sich gerade zwei Wochen größter Beachtung. Die Ausbreitung verebbte rasch, aber noch war es an der Airship-Front nicht völlig ruhig geworden. Entlang des Platte River in Nebraska entwickelte sich früh im Febriar 1897 eine neue und größere Welle. Einwohner mehrerer Städte berichteten von Lichtern an einem geflügelten Schiff und von Stimmen, die sie von dort gehört hatten! Während des gesamten Februars verfolgte das Airship-Licht die Einwohner im südöstlichen Nebraska. Anfang Februar erreichte eine Falschmeldung aus Ellinwood, Kansas, große Beachtung:
Ende des Monats erfaßte die Einwohner im nordöstlichen Kansas über mysteriöse Lichter die Begeisterung, die sie von ihren Nachbarn aus Nebraska übernommen hatten. Mitte März sahen einige Leute in South Omaha das Airship-Licht. Dieses Ereignis schüttete neues Öl ins Feuer, eine neue erhöhte Publizität war entfacht. Für die nächsten Wochen war der Airship-Besuch in Omaha alltäglich geworden. Jedes erneute Auftauchen führte zu einer immer umfangreicher werdenden Publizität. Dies sorgte dafür, daß man in Nebraska und auch in Chicago wieder darüber berichtete. Neue Sichtungen kamen in der dritten März-Woche aus Sioux City, Iowa. Und die letzte März-Woche brachte Dutzende von Besuchen im östlichen Kansas mit sich. Einer der Zeugen war gar der Governeur von Kansas, der sein Airship am 27. März sah. Diese Geschichte aus Topeka wuchs zur nationalen Nachricht aus! Während die Airships die absolute Sensation in Kansas wurden, suchte die Maschine neues Territorium und fand es in der ersten April-Woche auch in Missouri, Michigan, Iowa, Illinois und Oklahoma. Aber das Zentrum der Aktivität blieb nach wie vor Kansas und Nebraska. Diese Situation änderte sich erst in der Nacht vom 8. auf den 9. April, als das Airship sich auf seiner Odyssee nach dem östlichen Iowa, dem südlichen Minnesota und South Dakota wandte. Fast jede Stadt entlang der Eisenbahnstrecken wurde vom Airship besucht und brachte mindestens eine Sichtung hervor. Einwohner aus anderen Ortschaften in Iowa und Illinois erhoben ihre Stimme, um zur selben Zeit den wachsenden Chor der Airship-Sichter zu unterstützen. Die Hölle brach los, als der Airship-Odyssee eine Serie von spektakulären Sichtungen folgte. Zwischen dem Freitag, den 9. April, und Montag, den 12. April, war das Airship über fast allen großen Städten im Mittelwesten aufgetaucht, und Tausende von Personen bezeugten seinen Besuch - es war überall zugleich. Chicago, Milwaukee, Minneapolis und St. Louis erhoben die örtlichen Sichtungen zu Titelgeschichten ihrer Zeitungen, und man widmete diesen Ereignissen besondere Beachtung. Dadurch wurde dem Airship noch mehr Glaubwürdigkeit gegeben, so daß Presse sowie viele Bürger das Geschehen als real ansahen.
Die darauffolgende Woche war der Gipfelpunkt der Airship-Berichte und ihrer Publizität. Dieses Rätsel wurde Mitte April 1897 zum neuntägigen Wunder für die ganze Nation. Berichte kamen aus Staaten herein, von denen man in diesem Zusammenhang bisher noch gar nichts gehört hatte: Aus Wisconsin, Indiana, Michigan, Ohio, Kentucky, Tennessee, Texas und Colorado kamen viele Berichte herein. Die Medienbeachtung und die angeblichen Sichtungen waren während dem letzten Monatsdrittel erstaunlich. Wieder einmal wurden die Berichte von Spott, Humor und Satire begleitet, und abermals sorgten sensationelle Schwindel für einen Aufschrei in der Presse. Während der ersten Aprilwoche kam ein Absturzbericht aus Missouri. Aber der berühmte Absturz von Aurora, Texas, geschah erst am 19ten. Am selben Tag berichtete eine Zeitung aus St. Louis von einem Mann, der mit Adam und Eva vom Mars zusammengetroffen war, als diese sich neben dem gelandeten Airship aufhielten. Dann berichtete am 27. die Kansas City Times von Alexander Hamiltons Farm, wo ein Airship eine Kuh gestohlen hatte. Die Sichtungen gingen bis Mitte Mai weiter, wenn auch in abnehmender Zahl. Nebraska hielt sich dabei wacker; der Staat stieg früh ein und hielt lange durch. Von Februar bis Ende Mai fanden dort Sichtungen statt. Für diesen Staat lag der Höhepunkt der Welle genauso in der Mitte des April, wie sonst überall auch. Jeder Staat weist sein eigenes Aktivitäts-Profil auf. Die Kansas-Sichtungen dauerten bis Mitte Mai. Aber die Kurve sank nach Mitte April rapide ab. Für Illinois, Iowa, Wisconsin und Minnesota gab es Anfang April einen explosiven Beginn. Der Höhepunkt war rasch zwischen dem 9. und 14. erreicht, dann wars auch bald wieder vorbei. Die Sichtungen verdeutlichen die Welle: Sie beginnt zunächst plötzlich und überschwemmt alles. Dann trocknet die Welle aus, und es gibt nur noch hier und da Pfützen. Plötzlich gab es keine Sichtungen mehr in Illinois, schon ließen auch Ohio und Kentucky schnell nach und zogen dann auch Texas und Colorado mit sich. Ende April trockneten die Sichtungen im Mittelwesten, Pennsylvania, New York, im Tiefen Süden und im Westen völlig aus. Ende April und Anfang Mai zog sich die Welle ebenfalls aus Nevada und Washington zurück. Wenn die Wellen von 1896 und 1897 typische, explosive Wellen waren, dann lassen sie sich wie folgt charakterisieren:
1. ein auslösendes Ereignis von unvorhergesehener spektakulärer Natur und zusätzlich höchste Publizität,
2. ein Ausbruch von Berichten, angeführt durch eine hohe Medienbeachtung während der nächsten Tage,
3. die Auffächerung der Sichtungen in weitere aufgrund der wiederholten Bekanntgabe der ersten Sichtungen,
4. ein Anstieg von Schwindeln und unglücklicherweise deren Verbreitung durch Medien, und
5. ein rapides Absinken der Berichte.
Der Zeitraum einer explosiven Welle beträgt grundsätzlich drei Wochen intensiver Aktivität, wobei die Spitzenzeit nicht einmal eine Woche ausmacht. Die anwachsende Welle charakterisiert sich durch
1. eine lange Periode von unpublizierten Berichten während einer ansteigenden Aktivität,
2. die Ausbreitung der Sichtungen über ein weites Gebiet,
3. eine anfängliche Publizität ohne direkte weitere Wirkung auf die Berichte,
4. eine Periode von intensiven Sichtungs-Aktivitäten, begleitet von einer hohen Medienbeachtung,
5. die Ausdehnung der Welle in neue Gebiete, wobei die alten Aktivitätszonen langsam erkalten,
6. ein Anstieg der Schwindel und der kritischen Berichterstattungen, und
7. ein langsames Absinken der Berichte auf ein Niveau, wie es vor der Welle existierte.
Der Zeitraum einer solchen anwachsenden Welle beträgt einige Monate, vier im Fall des Jahres 1897. Etwa zwei Wochen von Gipfel-Aktivitäten zeigen sich in dieser Wellen-Art. Hier liegt das Hauptproblem zum Verständnis des Wellen-Phänomens: Welche Rolle spielen Publizität und öffentliche Aufregung bei der Entwicklung einer Welle? Skeptiker sagen hier schnell, daß die Medien die Ursache für die Entwicklung sind. Die UFOlogen antworten, daß die Medien eine geringe Rolle spielen. Überprüft man diese Einstellungen, kann man beide Bewertungen bestätigen. Der soziale Aspekt der Wellen fordert klar eine nähere Betrachtung.
Die soziale Dynamik von UFO-Wellen
Was auch immer UFOs sein mögen, sie sind soziale Ereignisse. Die in "War of the Worlds" ["Krieg der Welten" von H. G. Wells] dargestellten Ereignisse zeigen genug allgemeine Charakteristiken auf, die zum Vergleich dienen können für ein kollektives Verhalten bei Massenhysterie und Irrationalismen. Der Soziologe Neil J. Smelser hat jene Schritte identifiziert, die zu solchen Situationen führen. Es gibt eine notwendige Abfolge von Vorgaben und Konsequenzen, die zu einem Panikverhalten als Resultat führen. Seltsam genug ist, daß Smelser betont, daß UFO-Sichtungen nicht Ursache für Panik sind, weil die Zeugen unfähig sind, ihre Erfahrungen auszutauschen und kaum rasch genug ihr persönliches Erschrecken an andere weitergeben können. Er scheint sich dem Wellen-Phänomen völlig unbewußt zu sein. Wellen bringen das mit, was eine isolierte Sichtung da und dort nicht kann. Eine Massenhysterie der Bevölkerung versucht, einer Bedrohung auszuweichen, während ein Irrationalismus dazu dient, Wunschdenken zu verwirklichen. Diese Situationen präsentieren die positive und die negative Seite der gleichen Münze und gehen von ähnlichen Grundmustern aus. In diesem Fall ist es egal, ob die Leute ihre UFO-Erfahrung als Bedrohung oder als Wunschbild sehen. Die Geschichte des Phänomens beinhaltet wohl beide Möglichkeiten gleichstark. Die deutschen Luftschiffe von 1913 oder die kidnappenden Aliens von 1973 sind wohl negativ zu werten, während die Suche nach neuen Geheimwaffen (1947) oder die Möglichkeit zur Nahrungsverteilung (1957) positive Reaktionen sind. Besondere grundlegende Voraussetzungen sind notwendig, um eine Panik oder Irrationalität geschehen zu lassen. Die Existenz eines Kommunikationssystems, die Anwesenheit von allgemeinen Mutmaßungen über das, was möglich oder wahrscheinlich ist, und die Freiheit, diese allgemeinen Glaubensvorstellungen aufgreifen zu können, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet, sind Teil des Requisiten-Hintergrunds, aus dem ein kollektives Verhalten erwachsen kann. Ein Element der sozialen Spannung führt zum nächsten Schritt. Jede unklare Bedingung, egal ob drohend oder verführend, führt zu Angst oder Wunschvorstellungen. Und daher haben wir hier die emotionelle Grundlage für die kommende Aufregung. Ein kritischer Wahrnehmungsfaktor mag dann vage und allgemein Gefühle in ein spezifisches Glaubenssystem zu übertragen.
Einige konkrete Erwartungen führen dazu, daß einige Leute motiviert werden, etwas zu tun. Erst einmal weiter verbreitet, sind jene Glaubensvorstellungen und Erwartungen imstande, die Öffentlichkeit zu mobilisieren, um sie mit ihren Hoffnungen oder Befürchtungen der Konsequenzen zu konfrontieren. Die kollektive Verhalts-Charakteristik von Paniken und Irrationalismen zeigt sich an dieser Stelle. Sie wird am Leben gehalten, bis die soziale Kontrolle (Verlust an Interesse oder Desillussion) wieder die emotionelle Kraft über die Bewegung gewinnt. UFO-Wellen beinhalten alle diese notwendigen Bestandteile: Ganz gleich, ob der allgemeine Glaube impliziert, daß solche Flugmaschinen möglich sind, es sich um Geheimwaffentests handelt, oder daß UFOs existieren - alle Wellen erwachsen aus dem Milieu des zeitgemäßen Glaubens und reflektieren dessen Inhalt. Wenn die Leute beginnen, über ungewöhnliche Objekte am Himmel zu berichten, greifen die Medien dies immer wieder mit Interesse auf. Es ist wichtig, daß es eine Teilnahme am Geschehen durch die Medien gibt, nur so wird die Situation verstärkt. 1896 bis 1897 wollten die Menschen das Luftnavigations-Problem gelöst haben, noch bevor das Jahrhundert zu Ende ging; 1913 bildeten die Luftschiffe in Deutschland eine reale Bedrohung; der Sputnik von 1957 ließ alle Augen zum Himmel richten. In solchen Situationen kann ein gut plazierter UFO-Bericht die Situation dramatisieren und zu einer unerwarteten Publizität führen, wodurch die Menschen sich berufen fühlen, zusätzliche Berichte über das Geschehen am Himmel abzugeben und sie in den UFO-Kontext einzubringen. Eine umfassende Welle mag dann daraus resultieren. Nur das verstärkte Auftreten von skeptischen Experten, das Aufgreifen anderer Themen durch die Presse sowie eine humorvolle oder empörende Darstellung durch diese, sowie der Verlust des öffentlichen Interesses aufgrund zu vieler Geschichten der Welle mag dazu führen, daß die UFO-Aktivität langsam auf den gewöhnlichen Stand zurückgeht. Soweit sie nun soziale Ereignisse sind, kann man UFO-Wellen mit soziologischen Theorien vergleichen. Die Schlüsselfrage ist: Sind sie mehr als nur Episoden von Massenpanik? Das menschliche Verhalten während einer UFO-Welle mag anders sein, als das menschliche Verhalten bei einer Panik an der Börse oder im Hula-Hoop-Fieber, aber die Rolle des physikalischen Stimulus oder des untergeschobenen Stimulus, eben die UFOs selbst, muß noch untersucht werden. Steigen UFO-Berichte aufgrund der sozialen Aufregung an, oder baut sich soziale Aufregung aufgrund des Anstiegs der Sichtungen auf?
UFO-Wellen: Sozial oder physikalisch?
Die Welle von 1897 war eine ansteigende, und jene von 1896 war vom explosiven Typ. Bei ansteigenden Wellen gehen Ereignisse voraus und entwickeln sich auf einem gewissen komplexen Niveau, bevor die Nachrichtenmedien die Sache aufgreifen. Dabei zeigt sich dann kein dramatischer Anstieg im Sinne der Medienbeachtung. Fast alle ansteigenden Wellen weisen zwei oder mehr Punkte auf, wo größere Publizität stattfindet. In keinem bekannten Fall gab es einen spektakulären Anstieg der nachfolgenden Sichtungen. Die Welle von 1952 illsutriert dies gut: Es gab vereinzelt Publizität in den Monaten der erhöhten Aktivität. Nur die international Schlagzeilen produzierenden Sichtungen von Washington, D.C. Ende Juli wurden als Aufhänger verwendet. Aber auch sie sorgten nicht dafür, daß der schon vorherrschende Aktivitätlevel nochmals anstieg. Der langsame Anstieg, der rasche Höhepunkt und das langsame Abfallen der Sichtungen in einer anwachsenden Welle suggeriert, daß eher die Observationen als die Medien die Ereignisse in Gang bringen. Explosions-Wellen scheinen eher auf der Wirkung der Berichterstattung zu basieren. Ein rascher Anstieg, ein kurzer Höhepunkt und ein rapider Abfall der Berichte läßt ahnen, daß das öffentliche Erschrecken und die Medienbeachtung den Kurs der Ereignisse bestimmt. Die enge Verbindung zwischen hoher Publizität und dem starken Anstieg der Berichte ist typisch für die explosiven Wellen. So bestätigt sich auch, daß es hier keine Abhängigkeit von tatsächlichen Observations-Faktoren gibt. Man kann sogar soweit gehen und sagen, daß einige dieser Explosionswellen reine Illusionen sind. Die Welle von 1973 ist in unserer Erinnerung als eine explsoive verankert, als Nachwirkung des Aufsehens, das die Pascagoula-Entführung verursachte. Tatsächlich war die Welle von 1973 schon lange zuvor in Gang gekommen. Ihr Verlauf weist alle Merkmale für eine wachsende Welle mit außerordentlichen Proportionen auf. Pascagoula und die Konsequenzen aus den Veröffentlichungen dazu haben unsere Aufmerksamkeit von der echten Welle abgelenkt.
Die texanischen Levelland-Sichtungen trieben die Welle von 1957 plötzlichen spektakulär hinsichtlich ihrer öffentlicher Bewußtwerdung hoch. Aber in Tagen zuvor hatte sich das Szenario mit Sichtungen bereits aufgebaut. Wahre Sichtungs-Ausbrüche existieren. Wir können die Wellen von 1896 und 1947 als Beispiel dafür betrachten. Aber im Grunde sind solche Verläufe recht selten. Betrachtet man all die Fakten, dann steigen gewöhnlich nicht die UFO-Meldungen, sondern das öffentliche Interesse daran. Die sozialen Ursachen können nicht ignoriert werden. Der römische Historiker Livy sprach in seinen Abhandlungen "Wellen", die auf besondere Ereignisse wie Kriege und andere Gefahren für Rom verwiesen. Er verglich diese mit den Zeichen am Himmel, die die schlimmen Ereignisse auf Erden ankündigten - eine Vorstellung übrigens, die weit über die Zeit Livys hinausreichte und erst vor kurzen an Popularität verlor. Aktuelle Konflikte mögen den Glauben an UFO-Wellen fördern. Die deutschen Airships wurden im Jahre 1913 als ernsthafte Bedrohung von höchsten Regierungskreisen bis hin zum Mann auf der Straße angesehen; und sowjetische Geheimwaffen waren die plausible Erklärung für die Skandinavier für die Ereignisse an ihrem Himmel im Jahre 1946. Die relativ schlechte Presse dazu verschärfte für beide Wellen noch das negative Image. Positive Aspekte anderer Wellen führen umgekehrt dazu, daß einige Leute das sehen, was sie sehen wollen und dann Zweifelhaftes dabei herauskommt. Ein anderer sozialer Faktor ist der Anreiz, über die Sichtungen zu berichten J. Allen Hyneks Vorträge beinhalteten meist ein Experiment: Er fragt, wie viele der Zuhörer wohl schon ein UFO sahen, und eine Menge Hände gehen hoch. Dann fragt er, wie viele denn ihre Sichtungen auch weitermeldeten und die emeisten Hände gehen nach unten. In Wellenzeiten wird das Berichten einem leicht gemacht. Derart viele Zeugen kommen da in den Medien zu Wort, daß man selbst kaum auffällt und sich kaum Spott ausgesetzt fühlt. Nicht nur fühlt man sich sicher in der Gesamtmenge von Sichtern, nein, auch das UFO-Phänomen ist nun besonders wichtig geworden aufgrund der vielen Sichtungen. Die Zeugen fühlen sich nun, als könnten sie ihren Beitrag leisten, um ein wirkliches Rätsel zu lüften. Die chinesische Welle von 1980 zeigte dies deutlich: Die Meinungsfreiheit und die Rechte der Presse waren einer Liberalisierung unterworfen worden, was den Weg bereitete, über UFOs zu diskutieren. Die Leute berichteten nicht nur über ihre jüngsten Sichtungen, sie brachten auch zurückliegendere UFO-Sichtungen ein. So wurde diese Welle Ausdruck der neugefundenen Freiheiten.
Gesellschaftliche Kontrollmechanismen üben auf die meisten Wellen Einfluß aus und können sie bzw. die Publizität darüber zügeln. Die zunächst ungehemmte Berichterstattung am Anfang der meisten Wellen führt früher oder später zu skeptischen Kommentaren. Diese Kommentare können schon früh einsetzen und immer mehr an Gewicht gewinnen. Immer bekanntere Fachleute kommen zu Wort, je länger die Welle läuft. Je länger die Bevölkerung über fremde Objekte berichtet und je länger niemand herausfindet, um was es sich bei diesen Objekte handelt, desto mehr Glaubwürdigkeit bekommen diese negativen Kommentare zugesprochen. Rätsel die zu lange rätselhaft bleiben, führen zu Frustrationen. Die Interaktion zwischen Medien und Öffentlichkeit sorgt für geraume Zeit für Spannung, aber der Strom von UFO-Sichtungen als Neuigkeit für beide Seiten wird nicht unendlich lange akzeptiert. Humor und Spott von Seiten der Presse und auch der Öffentlichkeit kommen bald auf. Schwindler sehen ihre Stunde gekommen und treten auf den Plan. Die Welle wird mit Fällen, die leicht wegerklärt werden können, unglaubwürdig gemacht. Je länger die Welle läuft, desto mehr erscheinen die eher phantastischen Berichte dieser Welle interessant, wie zum Beispiel im September 1952 das Flatwood-Ungeheuer. Die Medien greifen eine Sensation rasch auf, wenn diese aus den gewöhnlichen UFO-Sichtungen hervorhebt. Aber auch hier muß mit Bedacht überlegt werden: Während der französischen Welle von 1954 machten Landungen und Insassen-Berichte die ganze Zeit von Anfang bis Ende den Inhalt der Welle aus. Die Welle von 1957 begann mit den elektromagnetischen Fällen von Levelland, also mit dem Spektakulärsten gleich zu Beginn. Eine Welle und die damit verbundene Publizität kann recht unterschiedliche Facetten aufweisen. Eine negative Berichterstattung und der Rückgang des öffentlichen Interesses haben sicher einen umkehrenden Effekt auf die Sichtungsmeldungen und mögen so eine Welle oder eine Phase von ihr verkürzen. Wellen zeigen uns also, daß sie ein Phänomen mit physikalischen und sozialen Aspekten sind - ein Phänomen, das aus diesem Grund verkompliziert wird. Wollte man nur einen Aspekt von Wellen betrachten, würde man es sich zu einfach machen. Wellen unterscheiden sich deutlich in ihrem Ausmaß, ihrer Dauer und Geografie. Sie können klein sein oder monströse Ausmaße haben. So betrachtet sind Wellen inzwischen nicht verschwunden, sondern lassen sie auf lokaler oder regionaler Ebene auch in diesem Jahrzehnt finden. Eine große und spektakuläre Welle ist kein spezielles Charakteristikum von UFOs oder auch gar ein Beweis, daß UFOs außerirdische Besucher sind, sondern nur eine von vielen Möglichkeiten, die aufzeigen, wie Sichtungsberichte imstande sind, anzuschwellen. In und außerhalb von Wellen sind die meisten UFO-Sichtungen nur IFO-Sichtungen.
Besonnene UFOlogen haben diese Tatsache schon lange erkannt. Wellen leben von der öffentlichen Aufregung über die eingehenden Berichte, wobei selbst Fälle mit geringster Glaubwürdigkeit Beachtung erhalten, die sie in ruhigeren und kritischeren Zeiten niemals erhalten würden. Der negative Aspekt der öffentlichen Aufregung besteht darin, daß die Bereitschaft erhöht wird, alles zu melden. Aus diesem Grunde wird eine Welle zumeist auch aus IFO-Berichten bestehen. Anhand der Wellen von 1896 und 1897 zeigte sich, daß sich alle Sichtungen auf astronomische Objekte, Heißluftballons und Schwindel reduzieren ließen. Aber dennoch weisen diese Wellen alle Charakteristiken von modernen Wellen auf. Ähnliches mag wohl auch völlig oder zumindest teilweise für die umfangreichen Bigfoot- und Loch Ness-Monster-Sichtungen während bestimmter Perioden gelten. Ob nun mit diesen Wellen tatsächlich auch ein Anstieg,, von tatsächlichen Unbekannten einher geht, muß noch erforscht werden. Auch wenn die Antwort dazu "Ja" heißen mag - und dieser Eindruck drängt sich auf -, ist der Einfluß der Aufmerksamkeit, Mutmaßungen und Publizität ein enorm wichtiger Aspekt der Wellen und kann daher nicht übersehen werden. Es bleibt immer der starke Verdacht, daß die Wellen allein niemals auf völlig objektive Ereignisse zurückgehen und somit auch niemals objektive Ereignisse sind. Die sozialen Muster dominieren das Muster einer Welle derart, daß nur umfangreiche Forschung zwischen Glauben und Realitäten unterscheiden kann. Publizität und die öffentliche Erregung sind wichtig genug, um darüber nachzudenken, ob sie maßgeblich dafür verantwortlich sind, daß es seit 15 Jahren keine große Welle mehr in diesem Land gab. Lokale und kleine Wellen gibt es immer einmal wieder. Was in der augenblicklichen Situation fehlt, ist, daß man diese isolierten Vorfälle nicht plötzlich in Zusammenhang bringt und die Zeugen nicht auffordert, ihre Sichtungen häufiger zu melden. Vielleicht ist das früher der Fall gewesen. Wenn das stimmt, dann sind die großen Wellen sowieso nur eine Illusion. Eine Welle mag dann nur die Verknüpfung von kleineren örtlich begrenzten Ereignissen darstellen, wodurch die Aufregung steigt, die sich dann sich auf die bisher schweigende Mehrheit von UFO-Zeugen auswirkt und sie zur Meldung drängt.
in weiterer sozialer Faktor mag Schuld am Mangel von massiven Wellen in diesem Jahrzehnt sein. In unserem Jahrhundert sind die 20er und 80er Jahre "magere Jahre" für UFO-Wellen. Beide Jahrzehnte haben eines gemeinsam: In ihnen wurden zeitgenössische UFO-Vorstellungen etwas Alltägliches. In den 20er Jahren hießen die UFOs eben Phantom-Flugzeuge. Aber Flugzeuge wurden nun derart allgegenwärtig, daß man sich darüber nicht mehr besonders aufregte. Heute sind Raumschiffe zur Alltäglichkeit geworden. Vielleicht ist es heilsam, wenn diese UFOs für geraume Zeit mal aus der öffentlichen Aufmerksamkeit und aus der Presse verschwunden sind. Nach allen Überlegungen können wir aber auch annehmen, daß irgendetwas Physikalisches hinter den Wellen steckt. Tatsächlich aber muß dieses Physikalische nicht unbedingt etwas mit Raumschiffen zu tun haben. Venus oder Flugzeuge sind unter besonderen Bedingungen...eindeutig immer wieder ein realer physikalischer Stimulus.
Nachgedanken WW:
Dies ist jetzt deswegen interessant, weil wir 2010 nun endlich auch mal eine UFO-Meldewelle (sogar in XXL) sondersgleichen extrem in Deutschland erlebt haben und in diesem Punkt endlich mal auch praktisch mitreden können - von 2007 bis 2009! Und der fast einzige Auslöser im Mittelpunkt dieser Mega-UFO-Welle wie noch nie, ist bei uns hierfür schnell klar geworden - reale Himmelslaternen-IFOs. Dies ist signifikant in der Erkenntnis. Der Logik und Vernunft wegen sollte man sich damit doch zumindest arrangiert haben. Trotz dem Widerstand und Aberglaubens-Widerwillen der SF-UFOlogen und ´UFO-Forscher´, die berechtigt als Fans des Fantastischen in langweiliger Zeit die Felle davonschwimmen sahen und ihre ´UFO-Akte X´- erhalten wollen. Das ist wahres Fandom - hat aber mit der Realität und Wirklichkeit nichts zu tun. Dies ist typisch für das ufologische ´Krisenmanagment´.
Quelle: CENAP Archiv