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Astronomie - Ein wenig Meteoritenschauer in Wien

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Zum Jahrestag der Explosion von Tscheljabinsk zeigt das Naturhistorische Museum ein Bruchstück
Ein Jahr nachdem der Meteorit Tscheljabinsk aus heiterem Himmel eine recht unsanfte Landung auf dem russischen Boden hinlegte, ist er in alle Welt verstreut. Die Sammler, die unmittelbar nach derartigen Ereignissen ausströmen, können gewöhnlich gutes Geld mit aufgesammelten Meteoritenbröckerln machen. Um so mehr, wenn es sich um einen so gewaltigen Brocken wie Tscheljabinsk handelt.
Bei der Explosion in etwa 30 Kilometer Höhe, die die Wucht von rund 500 Kilotonnen TNT hatte, wurden rund 1500 Menschen verletzt und etwa 7000 Gebäude beschädigt. Das Originalgewicht des Meteoriten dürfte laut Berechnungen 10.000 Tonnen betragen haben. Das größte Bruchstück mit einem Gewicht von mehr als 570 Kilogramm wurde im vergangenen Oktober aus dem Tscherbakul-See gefischt und kann jetzt in einem lokalen Museum bestaunt werden. Fragmente davon werden auch in speziellen Gedenkmedaillen verarbeitet, die an Olympioniken in Sotschi vergeben werden.
Ein knapp 400 Gramm schweres Stück ist in Wien gelandet: Ab dem 15. Februar, dem Jahrestag des kosmischen Zufallstreffers, ist es im Meteoritensaal des Naturhistorischen Museums (NHM) in Wien zu sehen. Bereits einige Wochen nach dem Fall hat das NHM ein Dutzend kleiner, bis zu zehn Gramm schwerer Teile angekauft, um sie eingehend zu untersuchen.
Das haben zwar einige andere Wissenschafter bereits gemacht - im November erschienen entsprechende Forschungsarbeiten in den Fachblättern Nature und Science -, nicht aber mit Methoden, die auf Radioaktivitätsmessungen beruhen, wie NHM-Generaldirektor Christian Köberl betont.
"Durch die kosmische Strahlung im All bilden sich im Gestein Isotope, von denen einige radioaktiv sind", erklärt Köberl, als Impakt-Forscher spezialisiert auf Meteoriten. Mit Kollegen aus der Slowakei, Italien und den USA haben die NHM-Wissenschafter die meist winzig kleinen Gehalte der sogenannten kosmogenen Radionuklide in den Meteoritenstücken gemessen. Aufgrund der verschiedenen Werte, je nachdem in welchem Teil des Meteoriten sich die Steine befanden, konnte die Größe von Tscheljabinsk abgeschätzt werden. "Er hatte einen Durchmesser von mindestens zwölf Metern", sagt Köberl. "Das passt gut zu anderen Berechnungen, die von rund 19 Metern Durchmesser ausgehen."
Allerdings gehört Tscheljabinsk zu den kleinsten Vertretern der etwa 600.000 Kleinplaneten, von denen mehr als 20.000 in der Nähe der Erdbahn kreisen. "Bekannt sind nur die Bahnen der größeren Meteoriten", sagt Köberl. "Die Identifizierung von kleineren ist schwierig und langwierig." Deshalb müsse man davon ausgehen, dass so ein Einschlag "jederzeit völlig unangekündigt wieder passieren kann". 
Quelle: DER STANDARD
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